Tag 20: 580km bis Banjul

Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker. Duschen mit leicht gebräuntem Wasser, Kakerlaken totschlagen, Morgentoilette und auf geht’s zum Frühstück. Um 6:00 Uhr starten wir die Motoren unserer treuen Begleiter. Nach einer Stunde setzt sich der Konvoi endlich in Bewegung. Zolleskorte, gesperrte Kreuzungen und 60 Fahrzeuge mit Warnblinkanlage ziehen im Morgengrauen aus der Stadt. Langsam geht es über die Teerstrasse Richtung Süden. Nur mühsam kommt der Konvoi voran, einige Fahrzeuge werden geschleppt. Nach ca. 60km kommen wir in den Ort Rao mit drei Tankstellen. Hier ist Tankstopp und alle Fahrzeuge werden befüllt. Es gibt ausreichend Benzin – wir sind nicht mehr der Misswirtschaft von Mauretanien ausgesetzt – der Senegal funktioniert einigermaßen. Bei der Weiterfahrt kreuzt plötzlich eine Eselherde die Fahrbahn, dann wieder eine Rinderherde und es folgen noch weitere kritische Wildwechsel – bremsen, ausweichen, nichts passiert. Innerorts lassen sich Ziegen und Schafe teilweise nur mühsam motivieren, die Straßen freizugeben. Plötzlich sehen wir Geier in der Luft kreisen. Schon sehen wir auch einen Eselskadaver und die Aasfresser stürzen sich auf das tote Tier und reißen Stücke aus Kopf und Rumpf. Brutal, aber so ist die Natur…

Nach Tageskilometer 170 verlassen wir die Teerstrasse und es geht Offroad weiter. Fahrspaß pur: rote staubige Pisten, teilweise Tiefsand und lange Bodenwellen. Bei der Wasserübergabe in laufender Fahrt zwischen HUI und WÄLLER wird die befahrbare Breite plötzlich etwas schmal und WÄLLER muß etwas ungewollt eine Böschung hoch – nicht gekippt, sauberes Fahrmanöver! Immer wieder durchqueren wir auch kleine Dörfer mit ärmlichen Strohhütten.

Kinder kommen schreiend angelaufen, wir öffnen die Fenster, schwarze Kinderhände überall und wir verteilen wieder Kuscheltiere, Buntstifte und Frischlingsbuttons. Die Kinder strahlen und klatschen bei der Weiterfahrt, aber es gibt auch vereinzelt Steinewerfer und F….Y… Rufe.

 

 

Nach ca. 20km finden wir wieder eine Asphaltstrasse. Der Konvoi kommt aber nur langsam vorwärts – immer wieder gibt es technische Probleme. Ein Fahrer eines anderen Teams übersieht ein Strassenhindernis – vermutlich Drogen und Alkohol im Spiel – und reißt sich die Ölwanne auf. Bei dieser Rallye sind leider auch einige unvernünftige Teams dabei. Plötzlich gibt es wieder einen Halt: Dehydrierung bei einem anderen Team und Ohnmacht. Sanitäter Simon von Desert Taxi rennt mit seinem Notfallrucksack hinzu. Nach der Stabilisierung geht es langsam weiter. Trinken ist extrem wichtig bei den Temperaturen, die mittlerweile 43 Grad erreicht haben. Klimaanlage bleibt natürlich aus. Der extreme Wechsel der Temperaturen macht nur krank. Fenster bleibt zu, da der heiße Wind in den Atemwegen beißt. Die von der senegalesischen Zolleskorte vorgesehene Route führt uns durch die etwas größere Stadt Kaolac – buntes Markttreiben und chaotischer Verkehr.

 

Bei Tageskilometer 280 passieren wir einen Trupp Soldaten in schwererer Montur und mit schweren Kampfgepäck durch die pralle Sonne marschierend – Respekt!

Mittlerweile ist es Nachmittag geworden. Für Mittagspause und warmes Essen war bisher keine Zeit. Wir stellen bei einem kurzen Stopp den Hackbraten in einem großen Topf in den Kofferraum. Bei Temperaturen von über 50 Grad im Innenraum muss das zur Zubereitung reichen. Man könnte meinen, wir hätten Begleitheizungen von Eltherm aus Burbach in unseren Fahrzeugen eingebaut. Gegen 17:00 Uhr erreichen wir die gambische Grenze. Die Einreiseformalitäten sind zügig erledigt und wir werden mit lächelnden Augen und „Welcome in our Country!“ begrüßt. Die Menschen hier sind noch etwas fröhlicher und freundlicher hier als im Senegal. Die kulturelle Änderung von Nord nach Süd hinsichtlich ausgelassener Lebensfreude, wie wir es aus Europa kennen, scheint es auch auf dem schwarzen Kontinent zu geben. Über den gambischen Grenzort Farafenni geht es zügig die rote Piste entlang zur Fährstation am Gambia River. Nun heißt es erstmal warten. Die Flussfähre kann immer nur ca. 25 Fahrzeuge aufnehmen. Unser Hackbraten hat mittlerweile die gewünschte Temperatur erreicht, wir kaufen frisches Baguette von den anwesenden Händlern dazu und Mahlzeit! HUI und WÄLLER setzen mit der Fahrt vor ALLEMOL über und kommen in der einsetzenden Dämmerung am anderen Ufer des Flusses an. Beim Runterfahren von der Fähre bringt Wäller einen Keil zum Fliegen und HUI schleift nochmal den Rost am Unterfahrwerk ab – gescheite Auffahrtsrampen sind etwas anderes. Dann heißt es warten auf ALLEMOL. Im Dunklen kommt die Fähre abermals über den Fluss – ganz ohne Licht – nur beim Anlegen werden Taschenlampen eingeschaltet. Trotzdem bringt die Fähre auch die Besatzung des ALLEMOL heile auf die andere Uferseite. Dann heißt es 180km durch die Nacht nach Serekunda bei Banjul. Plötzliches abbremsen, weil ein Esel meint auf die Straße laufen zu müssen, Hunde, Ziegen aber auch Menschen überqueren immer wieder unkontrolliert die Fahrbahn. Hier ist höchste Konzentration gefordert! Nach 16,5 Stunden hinter dem Lenkrad erreichen wir das Ziel gegen 23.30: Restaurant Blue Kitchen in Serekunda, nicht unweit von unserem Schulprojekt entfernt. Über 7.000km haben wir erfolgreich und unfallfrei hinter uns gebracht.

Nach einem dreifach kräftigen Hui Wäller? Allemol!, einer Riesenportion Spagetti Bolognese und einem Zielbier fahren wir glücklich und zufrieden weiter in das nahe Hotel Lemon Creek. Großer Dank gilt insbesondere unserem Schrauber und allen Unterstützern von Teilen und Reparatur- und Wartungsarbeiten für die tolle Aufarbeitung unserer Subaruflotte: Wir hatten nur kleinere Defekte, aber keinerlei kritische Ausfälle – Klasse gemacht Jungs! Gegen 2:00 beziehen wir unsere Zimmer und schlafen unter den schützenden Moskitonetzen schnell ein.