Tag 21: Serekunda

Nach der späten Ankunft in der Nacht am Hotel haben wir heute Morgen ausgeschlafen. Aufwachen im kleinsten Land Afrikas und einem der ärmsten Länder der Welt, aber uns umgibt ein gewisses Level an Luxus: Moskitonetze über den Betten, frische Betten und Handtücher und gekühlte Getränke. Das Hotel ist im Kolonialstil gebaut. W-LAN gibt es, aber die Verbindung ist nur bruchstückhaft und mit sehr niedriger Leistung verfügbar. Unser Zimmernachbar ist ein älterer Holländer, der hier seit 20 Jahren schon Urlaub macht. Warum macht man in Gambia Urlaub? Er antwortet: Hier gibt’s einen Pool und Strand… Wir genießen die kühle Dusche und dann geht es zum Frühstück. Es gibt Omelette, Kaffee, Baguette und natürlich Erdnussbutter. Die Erdnuss ist das wichtigste Exportprodukt Gambias. Für unseren Schulunterstützer Group Schumacher, dem Erntetechnikspezialisten aus Eichelhardt, gibt es dabei aber nach unserer Einschätzung keine Anwendungsmöglichkeiten. Das Personal ist sehr fröhlich und singt bei der Arbeit. Die große Lebensfreude ist trotz Armut auch später in den Straßen überall zu spüren. Gegen 11:00 Uhr fahren wir mit unseren Autos zum Headquarter der DBO, der NGO in Gambia, die mit unserer finanziellen Unterstützung die Schule bauen kann.

 

Nach einem Briefing durch Heinz Bohrmann (Director der DBO) und seiner Frau Marion räumen wir einen Teil unserer Fahrzeuge aus. Mitgebrachte Hilfsgüter können in eine Art Container auf dem Gelände eingelagert werden und werden später an Bedürftige verteilt. Alisa, eine deutsche Krankenschwester, die in ihrem Urlaub für 4 Wochen Dienst in der Krankenstation der DBO macht, sortiert die Hilfsgüter. Marion macht auch gleich ein Foto von den 6 Frischlingen mit Heinz und stellt es als Titelbild auf die DBO-Website für die Ankunft der Rallye. Unsere letzten Dosen Nierengulasch und Mettwurst übergeben wir an die Jungs von Desert Taxi, Schweinefleisch brauchen wir im überwiegend islamisch geprägten Gambia nicht zu verteilen. Die Tochter von Heinz wünscht sich eine Dose Ravioli und nach längerer Überzeugungsarbeit ist auch Bernd bereit, sich von seinem mitgebrachten Geheimessensvorrat zu trennen.

Nachdem wir in der schweißtreibenden Mittagshitze die Autos umgeräumt haben, brechen wir am nachmittags Richtung unserer Schule auf, um den Stand der Bauarbeiten zu begutachten – ohne Begleitung. Ein paar Arbeiter sind noch da und wir gehen durch den Rohbau. Die beiden fertigen Klassenzimmer sind abgeschlossen. Sieht alles sehr vernünftig aus und wir sind zufrieden mit dem Stand. Natürlich gibt es noch ein paar T-Shirts für die Arbeiter und ein gemeinsames Foto. Die offizielle Führung gibt es am Montag, wenn auch Schulbetrieb ist.

Dann verspüren wir einen extremen Durst und fahren weiter zum Blue Kitchen. Das Blue Kitchen wird als eine Art gemeinnütziges Restaurant betrieben. Mit den erwirtschafteten Gewinnen werden Armenspeisungen durchgeführt. Hier wird auch junges Personal ausgebildet. Es funktioniert nicht alles, aber für gambische Verhältnisse TOP! Nebenan ist auch die Bäckerei der DBO. Hier werden junge Leute im Bäckerhandwerk ausgebildet. Wir genießen ein frisch gezapftes Bier und Kaffee und sofort sind wir von Kindern umringt. Ein Junge hat drei Hühner dabei und legt sie mit zusammengebundenen Füßen auf den Boden und kommt ebenfalls angelaufen. Wir zeigen Bilder unserer Familien und die Kleinen schauen gespannt zu. Einige sprechen schon ein paar Worte Englisch. Die englische Sprache ist Voraussetzung, um in der ehemaligen britischen Kolonie eine vernünftige Tätigkeit aufnehmen zu können. Es werden immer mehr Kinder. Nach kurzer Zeit sind es ca. 20, die Bilder von unseren Familien sehen wollen, fröhlich aber nicht aufdringlich. Wir verteilen Frischlingsbuttons und Bonbons.

 

 

Die Kinder lernen auch etwas Westerwälder Kultur von uns. Nach einigen Anläufen erschallt auf ein kräftiges Hui Wäller? ein ebenso kräftiges Allemol aus den Kinderkehlen. Anschließend fahren wir mit einem kurzen Tankstopp – hier gibt es auch Tankwärterinnen, die natürlich gleich einen Frischlingsbutton erhalten – weiter zum Hotel.

Es müssen noch weitere Sachen sortiert werden. Zum Abendessen geht es wieder ins Blue Kitchen. Ein anderes Team nimmt uns in seinem VW-Bus mit. Wir sitzen mit Heinz und seiner Familie sowie anderen Rallyeteilnehmern am Tisch. Wir sprechen viel über die Situation in Gambia: Es gibt unter anderem viel fruchtbaren, ungenutzten Boden, aber die Bewirtschaftung ist mit mühevoller Arbeit verbunden, die oftmals wohl auch einfach gescheut wird. Nach einem köstlichen Erdnuss-Gulasch-Reis-Teller und einigen weiteren kühlen Bieren geht es zurück zum Schlafen ins Hotel. Der erste Tag in Gambia mit seinen ca. 2 Millionen Einwohnern geht zu Ende.