Tag 19: Pause in St. Louis

Heute machten wir Pause in St. Louis, der alten Hauptstadt des Senegal. Bis um 10:30 Uhr schliefen wir aus. Zum Frühstück gab es heute Baguette, Croissant , Butter und Marmelade – frischen Kaffee dazu. Danach war Dösen und Ruhen in der Sonne angesagt. Dazu lange Gespräche über die vielen Eindrücke der Wüste, Unterschiede zwischen Mauretanien und Senegal, Empfindungen zum beobachteten Elend und der Art der Menschen hier in Müll und Hitze zu leben. Wir hatten auch kurz WiFi mit Internetzugang und konnten wieder einen Tagesbericht mit Bildern durchsenden. Einige unsere deutschen Mitfahrer vergnügten sich am Pool mit Schlagermusik und viel Bier in der Sonne. Klassisch deutsch im Ausland? Die Rallye-Orga informierte uns, daß wir nicht nach Dakar fahren können – Konvoi muss wegen Zolleskorte zusammenbleiben. Wir müssen wegen der langen Kolonne den kürzesten Weg ca. 130km an Dakar vorbeinehmen, aber vielleicht gibt es eine Möglichkeit alleine von Gambia nach Dakar aufzubrechen. Müssen wir sehen, ob das irgendwie machbar ist. Am frühen Nachmittag bewegten wir uns an die Straße vor dem Hotelareal, um eine Fahrtmöglichkeit in das Zentrum von St. Louis zu finden. Wir hielten zwei Jungs mit Eselskarren an. Die wollten noch schnell ihre geladenen Asbestzementplatten abladen, in 5 Minuten wiederkommen und uns dann ins historische Zentrum fahren. 10 Minuten, 20 Minuten, 30 Minuten – Zeit ist hier relativ. Als zwei alte Taxen vorbeikamen, hielten wir Sie an und nahmen die motorisierte Fahrmöglichkeit. 6 Leute gingen nicht in ein Taxi – Senegal hat Gurtpflicht! Die Fahrt durch die Straßen von St. Louis mit Abu Dedi und seinem Kollegen bei Reggae und senegalesischer Musik der Gruppe Medina Sabakt und Kostre war einfach Klasse.
Bunt gekleidete Frauen, joggende und fußballspielende junge Männer, überall lebenslustige und lachende Menschen – ganz anders als in Mauretanien. St. Louis hatte viele koloniale „Besucher“: Briten, Belgier, Portugiesen und Franzosen. Der nördliche Teil ist eher französisch geprägt, der südliche Teil eher portugiesisch. Über eine lange Stahlbogenbrücke ging es auf die Insel im River Senegal zum Hotel de Poste, dem ältesten Hotel Senegals, wo uns die Taxifahrer rausließen. Dort wurden wir uns schnell mit einem Pferdekutschenfahrer und seinem Pferd Michael handelseinig, der uns das historische Zentrum zeigen wollte. Zunächst ging es vorbei am mit violett leuchtenden Boudgainvillea-Blumen geschmückten Haus der Sinja vorbei – eine Pracht! Hier hatte einst ein Kolonialherr eine Sklavin geschwängert. Die Tochter wurde Sinja genannt und wurde eine hochangesehene Persönlichkeit in St. Louis. Dann ging es weiter zwischen wunderschönen alten Kolonialhäusern und alten französischen Regierungsgebäude durch. Von der Unesco erhalten die Besitzer finanzielle Unterstützung, um ihre Häuser zu renovieren.

Auch der Autor des kleinen Prinzen, Antoine de Saint Excupery, hatte als Pilot der Aero Postale France ebenfalls seine Spuren hinterlassen. Er lebte 2 Jahre hier – von 1925-1927. Straßen und Schulen waren nach ihm benannt.

Dann sahen wir Kinder auf der Straße exerzieren – Formaldienst für die Kleinsten. In Reih und Glied marschierten sie armschwingend über die Straße – senegalesisches Erziehungsmodell? Auf jeden Fall beeindruckend, aber zugleich auch beängstigend: marschierende Kinder…

Über eine weitere Brücke ging es zur Landzunge der Fischer – tausende bunte Holzboote lagen hier. Ein bisschen sah es hier aus wie am Plage du Peche in Nouakchott – nur fröhlicher und lebendiger. In der lokalen Werft wurden Holzbalken in Badelatschen geflext. Nach kurzer Analyse unseres Schreiners: Teakholz!

Nach etwas über einer Stunde ging es zurück zum Hotel de Postale. Das historische Zentrum ist einfach eine Tour wert – wunderbar schön, freundliche Menschen, die natürlich immer Business machen wollen. Die Touristenquote ist überschaubar. Im Hotel de Postale gönnten wir uns etwas Kaffee und Wasser und nutzten das tolle W-LAN, um unsere Familien zuhause über What’s App anzurufen. Dann ging es nach dem Tausch einiger Euro für das Auffüllen unserer Tanks am nächsten Tage und Ausrüstung mit Wasser und weiteren Lebensmitteln zurück zu unserem Schlafplatz. Hier gab es senegalesische Trommelmusik und so eine Art Voodoo Tanz mit Feuerschlucken. Touristische Attraktion alla Tui, aber das gehört auch dazu. Gegen Mitternacht ging es ins Bett, um auszuschlafen für die letzte Etappe nach Gambia.