Alles wird am Ende gut! Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht am Ende

10.05.2014

An Tagen wie diesen….

Der Wecker klingelt heute um 6.10 Uhr – die letzte Nacht hat unser Team getrennt übernachtet. Die Hui-Besatzung beim Rallye-Tross – alle anderen in einem Hotel in der Nähe der Volvo-Werkstatt, bei der wir unseren Wäller in der Nacht abgestellt haben.

Dorthin begeben wir uns auch nach dem Frühstück. Über Nacht sollen die Ersatzteile – eine neue Wasserpumpe sowie eine Zylinderkopfdichtung inklusive Schraubensatz – geschickt werden. Ob das wohl klappt. Mit einem mulmigen Gefühl stehen wir bereits um 7.45 Uhr vor der Werkstatt und warten, bis um 8.30 Uhr endlich er Meister kommt. Die Werkstatt ist ein Musterbeispiel türkischer Gründlichkeit – wir hätten alles erwartet, aber nicht eine solch gut organisierte und ausgestattete Hinterhofwerkstatt.

Auf geht´s! Aber erst nach dem der Meister eine Abnahme gemacht hat, darf unser Schrauber-Frischling Stefan loslegen. Mit Spannung – oder besser Anspannung – bauen wir unsere Karre auseinander. Noch wissen wir immer nicht zu 100%, worin das Problem liegt, haben uns aber entschlossen, zunächst „nur“ die Wasserpumpe zu wechseln. Das Wechseln der Zylinderkopfdichtung würde einen Tag Verlust bedeuten. Nach 1,5 Stunden haben wir die Gewissheit: die Wasserpumpe ist der Verursacher. Sofort steigt die Stimmung! Analog zum Wetter, den zu diesem Zeitpunkt lässt der Dauerregen endlich nach und die Sonne lässt sich blicken. In der Werkstatt hat sich zwischenzeitlich halb Ankara versammelt… Wir sind die Attraktion mit unseren Frischling-grünen Rallye-Fahrzeugen. Der Wäller wird – nachdem der Werkstattmeister eine Abnahme vorgenommen hat – wieder zusammen gebaut und bei der Gelegenheit wechseln wir noch den Zahnriemen, der auch nicht mehr frischesten Eindruck macht.

Während der Reparatur erleben wir wieder die ganz besondere türkische Gastfreundschaft. Es werden im 30-Minutentakt Tee und Gebäck gereicht. Stefan erledigt noch schnell eine Probefahrt und dann heißt es unendlich viele Bilder knipsen – jeder möchte sich mit uns und den Rallye-Volvo fotografieren lassen und bei der Gelegenheit seine Unterschrift auf dem Auto anbringen.

So langsam kommen wir uns wie Rockstars vor, denn bei fast jedem Tankstopp und jeder Rast kommen Leute auf uns zu und erzählen, dass sie uns im türkischen TV gesehen haben. Nun kapieren wir auch, was die vielen Kameras in Istanbul von uns wollten J

Mittlerweile ist es 12.00 Uhr und es heißt, Boden gut zu machen. Mit einer bis dato nicht erahnten Durchschnittsreisegeschwindigkeit, die deutlich über 120km/h liegt rasen wir dem Rallye-Tross und somit auch Det und Markus W hinterher. Da sich die beiden vormittags verfahren haben (vielleicht wollten sie aber auch nur einen Badeausflug ans Mittemeer machen…), liegen gar nicht so viele Kilometer zwischen uns. 50km vor Corum wird der Rallye-Konvoi von der Hauptstraße abgeleitet – die Hui-Besatzung verpasst diese Abfahrt und so kommt es, dass die „Zurückgebliebenen“ sogar vor dem „Vorauskommando“ am Zwischenziel ankommt. Gegen 15.oo Uhr feiern wir dann die Re-union des Frischling-Teams. Wir liegen uns in den Armen und sind froh, dass wir unsere Tour wieder gemeinsam und mit allen Autos bestreiten können.

Nun erwartet uns ein absolutes Highlight: die erste Off-road-Prüfung steht an und führt uns ca. 60km über Stock und Stein. Über Feldwege, Schotterpisten und einsame Dörfer müssen wir uns den Weg anhand einer Bilderserie aus dem Roadbook bahnen – so etwas bezeichnet man dann als „Chinesen-Rallye“. Wir haben einen riesen Spaß und jagen unsere Volvo volle Kanne über die staubigen Pisten – die Kisten laufen wie eine Eins!

Während der Rallye gilt es einzelnen Aufgaben zu lösen, die immer einen Bezug zu den historischen Denkmälern haben. Davon gibt es hier eine ganze Menge: Ausgrabungen, Museen und Plätze mit himmlischen Panoramen. Dieser Tag ist – mit Verlaub – göttlich. Ein Dank an das freundliche Organisationskomitee, denn der Tag ist perfekt organisiert. Die komplette Off-road-Strecke ist mit Polizei und teils sogar Militär gesichert, was uns diese Gaudi überhaupt erst ermöglicht.

Ein besonderes Erlebnis sind auch die Menschen entlang der Strecke, die uns bejubeln, zu winken oder uns auch schon mal in ein kleines Gespräch verwickeln. Die Armut ist allgegenwärtig und dennoch hat man nicht den Eindruck, dass die Menschen unglücklich sind. Im Gegenteil: die Freundlichkeit ist ansteckend und das Strahlen in den Kinderaugen, die von uns ein kleines Spielzeug erhalten ist phänomenal.

Die Chinesen-Rallye führt uns nach Corum, wo wir das Nachtlager beziehen. Ein großer Platz in der Nähe des Amphitheaters bietet allen Teams genügend Platz, ihre Wagenburgen aufzubauen. Allerorts wird der Grill angeschmissen und an jeder Ecke hört man ein leises Zischen vom Öffnen eines leckeren Dosenbiers – das haben wir uns heute auch verdient! Zudem spült es den Staub der Rallye-Pisten hinunter.

Ein kleiner Gruß an Christoph Hanz und sein Bellersheim-Tankstellen-Team aus Hachenburg: unsere Flotte könnte nun wieder eine professionelle Innenreinigung gebrauchen.

Gegen 1.00 Uhr beschließen wir den Tag und schlafen unter freiem Himmel.

„Nacht John Boy!“