Tag 33: Mission erfolgreich!

Heute war unser letzter Tag in Arusha. Bakiri von ECLAT kam kurz nach 9:00. Er brachte direkt den lokalen Mechaniker David sowie Auslesegerät und einen neuen Kraftstofffilter mit. Bruno klärte mit Bakiri die notwendigen Formalitäten, die ECLAT von uns für den permanenten Import der Fahrzeuge nach Tansania brauchte und was wir noch zum Schließen unserer Carnets in Deutschland beim ADAC benötigten. Es gab ein paar Telefonate und dann war der Papierprozess auf dem Weg.

Schrauber kümmerte sich derweil mit David um den HUI. Neben dem verdreckten Diesel stimmte wohl etwas nicht mit dem Injektorkabelstrang. Es hatte sich ein Ölfilm im Steuergerätestecker gebildet. Also wurde neben dem Einbau des neuen Kraftstofffilters auch der Stecker ausgebaut und gereinigt. Zusätzlich klopften und bliesen die beiden neuen Schrauber-Freunde den Luftfilter mit dem Bordkompressor aus. Der Hammer, was sich hier an Staub über die Strecke angesetzt hatte: ein halber Eimer voll…

Bei der Probefahrt zeigte HUI etwas mehr Leistung, aber noch nicht ausreichend. Das komplette Kraftstoffsystem musste gereinigt werden, aber das würde David übernehmen. Schrauber gab ihm für jedes der Fahrzeuge eine Einweisung mit den jeweiligen Besonderheiten und übergab auch sämtliches Werkzeug und die Ersatzteile.

Der Rest vom Team ging zum Waisenhaus bei uns vor dem Tor, wo uns die Kinder bei jeder Ein- und Ausfahrt abgeklatscht hatten. Wir haben alles, was nicht unbedingt nach Deutschland zurück muss mitgenommen: T-Shirts und andere Kleidungsstücke, Handtücher, einen unserer mobilen Kühlschränke, Sonnenmilch, Zahnbürsten, Toilettenpapier, unser letztes Feldbett, einen Tisch, die kleinen Gaskartuschenkocher aus Südafrika, Eimer und andere Kleinigkeiten.

Unseren Playmobil-Wäller übergaben wir ebenfalls als Spielzeug an die Kinder. Pastor Faraji kam zu uns und erzählte uns über das Faraja Orphenage Childrens Home. Ca. 200 Kinder im Alter von 6 Monaten bis 17 Jahren werden dort aktuell betreut. 103 der Kinder sind Mädchen, 30 Kinder sind HIV-positiv, bekommen aber Medikamente. Bei 48 Kindern weiß keiner, wer die Eltern sind, ob sie überhaupt noch leben. Er und sein Team haben diese Kids auf der Straße aufgelesen, teilweise auf der Müllkippe aufgesammelt – verlorene Kinder, die keiner haben will. Das ging für den ein oder anderen tief unter die Haut und Tränen wurden weggewischt. Seit 2008 betreibt Pastor Faraji das Waisenhaus.

Einige der Kinder kamen zu uns und wir mussten uns vorbeugen. Sie legten ihre kleinen Hände auf unsere Köpfe. Die Waisenkinder und der Pastor beteten für uns. Faraji hatte einen Sponsor für das Waisenhaus-Projekt aus Italien, aber der ist 2022 leider an COVID19 verstorben. Seine Felder vor der Stadt, wo der Pastor Mais und Bohnen anbaut und die 5 eigene Kühe für etwas Milch reichen hinten und vorne nicht, um die Kinder ordentlich satt zu bekommen. Wir schauten uns verschiedene Räumlichkeiten an, an denen wir bis zu dem Zeitpunkt immer nur vorbeigefahren waren. Nach einer kleinen Sammlung im Team konnten wir dem Pastor mehrere Hundert Euro übergeben. Genug für einige Wochen Essen auf den lokalen Märkten.

Nachdem die Papiere komplett waren, fuhren wir zum letzten Mal mit HUI, WÄLLER und ALLEMOL durch Arusha, um noch einige Besorgungen zu machen. Bakiri holte in der Zwischenzeit diverse Papiere, die in seinem Büro ausgedruckt wurden und von den drei Fahrzeughaltern zu zeichnen waren. Dann zogen wir zum letzten Mal durch das Verkehrschaos der Stadt und fuhren zurück zum Rayan Guesthouse. Hier waren zwischenzeitlich auch die Fahrer eingetroffen, um die Fahrzeuge abzuholen. Nach einem Gruppenbild übergaben wir alle Schlüssel und es hieß Abschied nehmen von unseren treuen Freunden.

Sie haben uns durch härtestes Gelände gebracht, sicher über viele Grenzübergänge begleitet und uns ein heimeliges Zuhause geboten. Zum letzten Mal erschallte ein kräftiges HUI WÄLLER? ALLEMOL! Dann verließen die Fahrzeuge das Gelände durch das Ausfahrtstor, der untergehenden Sonne entgegen, vorbei an den Waisenkindern… Heute war der Tag der tiefgehenden Emotionen.

Zum Abendessen fuhren wir noch einmal mit einem Taxi in ein Restaurant. Den restlichen Abend ließen wir auf unserem Balkon im Guesthouse würdig ausklingen: Mit 6 Büchsen eiskaltem Hachenburger Pils stießen wir auf alle unsere Unterstützer und eine weitere, erfolgreich abgeschlossene Mission an.

Es liegen viele spannende Erlebnisse hinter uns, wir durften viele verschiedene Menschen kennenlernen – aber hat uns diese Rallye verändert? Wir haben bis auf die korrupte Polizei von Lusaka und Chilanga in Sambia ausnahmslos Menschen getroffen, die hilfsbereit waren und nach Lösungen mit uns gesucht haben, wenn wir ein Problem hatten. Ein „Geht nicht“, kam ihnen überhaupt nicht in den Sinn. Wir haben in viele fröhliche Gesichter geschaut, die uns zugewunken haben, manchmal skeptisch, aber spätestens dann entspannt, wenn wir gelächelt haben. Wir haben so viele Hände „geschüttelt“, soviel Freundlichkeit und Nähe zu wildfremden Menschen erlebt. Wir haben aber auch in traurige Gesichter geblickt, in die Gesichter hungernder Menschen. Ja, wahrscheinlich hat die Rallye uns etwas verändert – jede große Reise verändert. Die Vorfreude auf den Rückflug ist groß: Wiedersehen mit unseren Familien und Freunden. Aber wir haben auch etwas Angst, wieder in das Hamsterrad des Alltags einsteigen zu müssen …

Um Mitternacht war es an der Zeit, Schlafen zu gehen, da wir bereits am nächsten Morgen um 5:00 Uhr (4:00 Uhr deutsche Zeit) zum Kilimanjaro Airport abfahren müssen.