Tag 4: Kapstadt – Zwangsruhetag mit Sightseeing

Das erste Frühstück zu sechst – allerdings mit Hindernissen: Unser Chefmechaniker Stefan musste erstmal eine Sicherungsgittertür aus der Wand losschrauben, damit das Team aus dem Wohngebäude herauskam, weil der Mechanismus der drei Schließzylinder defekt war… Bei einem frischen Omelette und starkem Kaffee wurden die nachwirkenden Weingeister ordentlich vertrieben.

Kapstadt ist nicht der schlechteste Platz, um einen weiteren Zwangsruhetag einzulegen. Mit unserem Rumion und Pharma am Steuer ging es zunächst auf den Freeway Richtung Kapstadt. Dort fuhren wir die Hauptrichtung zum Table Mountain National Park. Allerdings kamen wir schnell in einen Stau. Nach ca. 15min Stillstand entschieden wir uns, eine alternative Route einzuschlagen und bogen von der Mainroad ab. Plötzlich tauchte ein Schild auf: Crime Hot Spot! Vielleicht nicht die beste Gegend, um sie mit sechs weißen Personen zu durchfahren. Aber es blieb ruhig… Nördlich des Tafelberges fuhren wir ins Gebirge rauf durch ein ehemaliges Silberminengebiet mit tollem Ausblick auf Kapstadt. Östlich des Faltengebirges ging es zur Küste weiter auf die Kap-Halbinsel. Auf der östlichen Straße fuhren wir weiter zum Cape of Good Hope.

Die Straße wurde mehrmals von Baboons (Paviane) blockiert, einer dort zahlreich auftretenden Affenart, die gerne rudelweise wie eine Schafsherde die Hauptstraße blockieren. Auch vom Hupen ließen sie sich nicht irritieren und trotteten ihres Weges. Im Nationalpark Cape of Good Hope entrichteten wir unseren Eintritt und fuhren weiter gen Süden zum am meisten süd-westlich gelegenen Punkt des afrikanischen Kontinents. Die Spannung stieg! Beim Aussteigen wehte uns eine scharfe Brise entgegen, Kappen von anderen Touristen flogen an uns vorbei.

Am Fotopoint machten wir natürlich auch das obligatorische Gruppenfoto und n och ein weiteres mit der orangenen Jacke unseres „Oranje Bowen“ vom letzten Abend (versprochen ist versprochen!). Entgegen der weit verbreiteten Meinung trifft hier übrigens nicht der Indische Ozean auf den Atlantischen Ozean. Die Zusammenkunft der beiden Weltmeere wird vielmehr an das Cape Agulaas verortet – nochmal ca. 115km Luftlinie Richtung Osten.

Nachdem wir uns den Wind ordentlich um die Nase haben wehen lassen und die an den Felsen hochbrandende Gischt des Atlantiks ausreichend betrachtet hatten ging es weiter Richtung Camps Bay. Strauße begleiteten uns am Fahrbahnrand. Als Route nahmen wir den Chapman Peak Drive, eine Küstenstraße mit besonderer Aussicht. Ihr Bau wurde 1915 begonnen und bereits nach 7 Jahren fertiggestellt und heute als Mautstraße gut unterhalten. Hier boten sich atemberaubende Blicke von den Serpentinen auf den wild tosenden Atlantik, aber auch das Gebirge.

Von Camps Bay ging es weiter nach Seapoint. Hier trafen wir uns mit Gregor Jaecke von der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Abendessen. Als Lokal wählten wir das Posticino Restaurant. Talya, die Besitzerin, hat italienische Wurzeln und das Essen war einfach Top! Natürlich gab es auch ein gemeinsames Gruppenfoto. Sehr interessant waren die Gespräche mit Gregor. Er selbst hat auf seinem beruflichen Werdegang schon Positionen unter anderem im Kongo und Libanon begleitet. Er zeigte uns auch die Bilder von seiner zerstörten Wohnung in Beirut im 13. Stock nach der damaligen Düngemittelexplosion im Hafen, bei der seine Frau stark verletzt wurde.

Die wirtschaftliche Situation in Südafrika hat sich in den letzten 20 Jahren leider nicht positiv entwickelt trotz dem positiven Spirit aus dem Ende der Apartheid 1994 unter der Führung von Nelson Mandela. Das State Capture unter dem Kleptomanen Jacob Zuma gibt es zwar nicht mehr, aber die Folgen werden noch lange nachwirken. Über 50% der Bevölkerung leben in großer Armut – der Reichtum beschränkt sich im Wesentlichen auf die 8% Anteil weiße Bevölkerung sowie auf die Coloured People, aber bei den über 80% schwarzen Bevölkerungsanteil hat sich nur minimal eine Art Mittelschicht ausbilden können. Die Haupteinnahmequellen sind Landwirtschaft (im wesentlichen Wein & Weizen) sowie Rohstoffe wie Gold und Silber, aber neuerdings sehr stark auch der Kohleexport. Die einzige Provinz von neun, die noch einigermaßen gut dasteht ist die West Cape Provinz unter politischer Führung der Democratic Alliance. Die Spannungen in der Gesellschaft sind enorm und die afrikanische Fröhlichkeit lässt sich selten finden.

Nach dem guten Abendessen ging es in der Dunkelheit über den Freeway wieder Richtung Stellenbosch. Schilder wie „Danger Area – Don’t stop on the Freeway!“ verbreiteten nicht gerade ein gutes Gefühl. Bei einer Unfall-Vollsperrung wurde auch noch der Verkehr abgeleitet, aber es ging nur kurz über Landstraße und dann wieder auf den Freeway. Am Ende des Tages erreichten wir wieder gut und sicher unser Ferienhaus auf dem Weingut Marianne.