Tag 5: Kapstadt – warten, warten, warten

Am frühen Morgen verließen wir mit unserem vollkommen überladenen Rumion das Weingut Marianne. Hier kam zum ersten Mal richtiges Afrika-Feeling auf… Mittlerweile wird alles knapp, da die Ausrüstung und Großteil der Kleidung in unseren Rallye-Autos verstaut ist. Schuko-Stecker mussten auf die südafrikanischen Steckdosen umgeschnitzt werden, Unterhosen sind Mangelware, die T-Shirts riechen nicht mehr so angenehm…

In Kapstadt steuerten wir den Container-Lagerplatz von Grindrod Logistics an. Am Gate mussten wir alle erstmal einen Alkoholtest machen. Dann hieß es warten. Nico von freight2fly organisierte uns von Deutschland aus einen Gatepass und die Security Ladies ließen uns schließlich dann doch einfahren. Das Bürogebäude durften wir aber nicht betreten, da dies als Sicherheitszone deklariert ist und mussten draußen warten.

Eine Stunde – diverse Nachfragen – nichts passiert, zwei Stunden – diverse Nachfragen – nichts passiert, drei Stunden – diverse Nachfragen – nichts passiert. Gegen 13:30 bekamen wir die Order zur Zentrale von Ziegler Logistics in der Nähe des Flughafens zu fahren.  Hier erklärte uns Anthea die aktuelle Situation, dass sie mit Hochdruck daran arbeiten, ein Release für unsere Autos zu bekommen, aber heute wird’s nicht mehr – vielleicht klappts morgen… Mittlerweile sind alle möglichen Stellen eingeschaltet: das Konsulat der Deutschen Botschaft in Kapstadt, Aussenhandelskammer, Gregor von der Konrad-Adenauer-Stiftung, Frau Teichmann, deren Mann eine lokale Logistik Firma hat…

Aber es nutzt nichts: Noch ein Tag Kapstadt und wieder eine Unterkunft suchen. Mit dem Sanctury Guesthouse in Minerton trafen wir eine gute Wahl – mit Blick auf Meer und Tafelberg in einem sichereren Viertel, auch wenn keiner von uns mehr wirklich den Tafelberg sehen möchte. Nachdem das Gepäck ausgeladen war, fuhren Pharma und Lars zum Flughafen, um den Mietwagen zurückzubringen, da auch der Mietvertrag ausgelaufen war. Mit einer abenteuerlichen Taxifahrt ging es dann wieder zurück nach Minerton.

Beim Genuss von mehreren Gläsern Rotwein wurde die Gesamtlage gemeinsam analysiert. Aufgeben ist keine Option, schnellstmögliche Route zur angolanischen Grenze muss geplant werden, die Einweihung der Vorschule in Mbeyo muss verschoben werden – aber die Stimmung ist gut. Dann rief unser lieber Tommy aus dem Krankenhaus via What’s App an: Er hängt immer noch am Beatmungsgerät und konnte kaum sprechen, aber wollte es sich nicht nehmen lassen uns eine Gute Reise zu wünschen. Danke Tommy und Gute Besserung nach Hause!

Anthea von Ziegler rief ebenfalls nochmal an und meinte, dass es jetzt doch etwas besser aussieht. Vielleicht ein Lichtblick? Zum Abendessen gingen wir zu Fuß ins Restaurant Bossa am Atlantik. Hier gab es Mega-Steaks: Jack Blue mit Gorgonzola überbacken – sehr zu empfehlen! Auch im Restaurant gab es wieder Load Sheeding und der Strom fiel aus, aber mittlerweile auch für uns schon normal. Wir kamen mit vielen Gästen ins Gespräch: Südafrikanische Abenteurer, Arbeitsmigranten aus Zimbawe, Studenten von der University of Cape Town – am Ende wusste fast jeder im Lokal, dass wir eigentlich nach Ruanda fahren wollen und unsere Autos im Zoll festhängen.

Den Satz „We are ashamed of our country“ hörten wir dabei nicht nur einmal. Als alle anderen Gäste gegangen waren zogen wir nach dem obligatorischen Gruppenfoto mit dem Personal ebenfalls von dannen. Ein Teil des Teams nahm ein Uber-Taxi – der Rest ging zu Fuß. Aber irgendwie hatten wir einen falschen Weg eingeschlagen. Zum Glück fanden wir ein Fahrzeug der Armed Response mit wild blinkendem Rundumsignallicht auf dem Dach. Der Fahrer packte uns ein. Lars durfte auf dem Beifahrersitz sitzen, aber Bernd und Stefan mussten in den Hundekäfig im Gepäckraum… Am Ende kehrten alle wieder sicher in die Unterkunft zurück.

Bossa Cape Town