Tag 23: Car Auction

Nach einer etwas langen Nacht am Strand ging es heute Morgen wieder bei Zeiten aus den Betten. Nach dem Frühstück nochmal Check von den Autos: Alles sauber? Nichts mehr drin, was mit den Autos weggehen soll? Dann geht es zum Treffpunkt gegen 9:00 Uhr am Senegambia Highway.

Eine holländische Fahrradtruppe kommt über die Straße und möchte gerne unsere Team-T-Shirts haben. No, they are for the locals here – sorry! Interessiert wollen Sie wissen, wie wir mit dem Auto von Deutschland nach Gambia gekommen sind, warum wir das machen, wo die Schule gebaut wird. Dann wird gehupt und Heinz und sein Sohn Aron fahren voran, dahinter der ganze Rallyetross. Überall winken die Menschen an der Straße: You are welcome! Thank you! Sie wissen, was nun ansteht, da die Rallye zweimal im Jahr nach Gambia kommt und die Autos für einen wohltätigen Zweck versteigert werden. Langsam bewegt sich die Fahrzeugschlange durch die Stadt ans Stadion.

 

Dort findet zur gleichen Zeit eine Local Trade Fair statt mit allerlei Ramsch und Klimbim, aber auch nützlichen Dingen. Wunderheiler, Wahrsager und besondere Medizinstände mit abenteuerlichen Mixturen sind ebenfalls dort. Laut unbestätigten Quellen sollen heute nur noch 1% der Bevölkerung dem alleinigen Voodoo Glauben anhängen – 1963 waren es wohl noch nahezu 30%, aber viele haben den Voodoo Kult mit Christenheit und Islam vermischt und einfach traditionelle Vodoo Elemente übernommen. Wir sehen auch einen Voodoo Mann auf der Straße. Die repressive Regierung von Yahya Jammeh, der Gambia 22 Jahre lang mit harter Hand regiert hatte, erklärte Gambia 2015 zur islamischen Republik. Ca. 95% der Menschen werden offiziell als Muslime deklariert. Bei der letzten Wahl im Dezember 2016 hat er verloren. Mit der Motivation von 7.000 Soldaten der Afrika Union konnte er im Januar 2017 bewegt werden, das Land zu verlassen. Abwarten wie die neue Zukunft mit Präsident Adama Borrow wird… Wir erreichen das Stadion, wir arbeiten uns mit unseren Fahrzeugen durch die Marktstände durch und finden einen Parkplatz im Getümmel. Es kommen viele interessierte Männer, um Details über die Autos zu erfahren. Eigentlich nicht anders als beim privaten Gebrauchtwarenverkauf in Deutschland. Nur nach einer Probefahrt fragt keiner. Dann gibt es das Signal und die Auktion kann beginnen.

Jedes Auto fährt einzeln vor die wartenden Bieter. Ein gambischer Auktionator preist die Autos mit einem Megaphon an. Am Anfang sind die Preise noch relativ gering. Je höher die Sonne steigt und je besser die Bieter sich „warmgeboten“ haben, desto höher steigen die Preise. Zwischendurch gibt es heftige Diskussionen zwischen den Bietern und fast handgreifliche Auseinandersetzungen – der Auktionator greift ein und sorgt wieder für Ruhe. Im Hintergrund stehen auch viele Polizisten, die ein wachsames Auge auf die Menschenmenge haben. Dann sind wir an der Reihe und dürfen vorfahren. Zunächst der Wäller, dann Allemol und zuletzt Hui.

 

 

Ein trauriges Gefühl beschleicht uns – ein Kloß steckt im Hals. Jede Besatzung hat eine besondere Beziehung zu ihrem Fahrzeug über die Tour entwickelt und die Fahrzeuge einfach „liebgewonnen“. Unsere treuen Begleiter, die uns sicher durch die Vor-Rallye und die über 7.000km nach Gambia begleiten haben, erzielen sehr gute Preise: Four Wheel Drive with Low Range, höherer Radstand, wichtige Verschleißteile fast neu – einziges Manko: Petrol statt Diesel und es ist schwierig Ersatzteile für die Subarus in Gambia zu bekommen. Insgesamt 298.000 Dalasi erzielen wir für unsere Rallyeflotte. Nach dem derzeit etwas ungünstigen Wechselkurs trotzdem noch sehr stolze 5.282 EUR. Wir freuen uns über das sehr positive Auktionsergebnis und rechnen schnell durch: Ja, wir können unseren Scheck für die Schule wahrscheinlich in der anvisierten Höhe ausstellen. Der Käufer des Allemols ist ein älterer Engländer. Ein Engländer kauft von Westerwäldern ein japanisches Auto in Gambia, daß von Deutschland über Luxemburg, Frankreich, Spanien, Gibraltar, Marokko, Westsahara, Mauretanien, Senegal nach Serekunda gefahren ist – willkommen in der Globalisierung! Er legt das Geld bar auf den Tisch, erledigt beim Zoll, der direkt am Aktionsstand dabei ist, die notwendigen Formalitäten und nimmt Allemol direkt mit. Bruno und Stefan verabschieden sich letztmalig: km-Stand 209.813.


Nach der Freigabe durch Heinz fahren wir mit Hui und Wäller am späten Nachmittag ins Blue Kitchen. Endlich etwas Kühles trinken und Mittagessen. Die heißen Temperaturen und die brennende Sonne bei der Versteigerung haben uns ausgedörrt. Dann kommt der Restaurantmanager mit seinem Handy: Aron ist am Telefon. Der Scheich, der den Hui ersteigert hat, hat doch noch die volle Zahlung geleistet und die Formalitäten beim Zoll erledigt. Er kommt gleich vorbei und holt das Auto. Traurig nehmen auch die beiden Markusse Abschied von Ihrem Hui: km Stand 213.912. Die Stimmung ist leicht gedrückt.

Dann kommt Heinz. Das Auktionsergebnis wurde verkündet: Der Gesamterlös aller versteigerten Autos beträgt: 129.000EUR – große Freude und großer Beifall kommt auf! Mit 6 Leuten fahren wir in unserem letzten Fahrzeug Wäller zum Hotel. Viele Rallyeteilnehmer treffen sich an der Poolbar. Die letzten Bier- und Schnapsreserven, aber auch Vietz aus dem Raum Trier kommt auf den Tisch. Dazu die letzten Würste, Brot und Melonen. Jeder bringt etwas mit – hier ist auch eine Bottle Party an der Poolbar kein Problem. Andy, der Mechaniker des ML-Teams, der uns in Nouakchott verlassen musste, hatte uns treuhänderisch eine 5l Dose Bitburger mitgegeben, die wir zu seinen Ehren mit dem ML-Team Desert Taxi leerten. Auf Dich, Andy! Auch der Rest unseres Bier-Vorrates kam auf den Tisch: die letzte 5l Dose Hachenburger Pils. Es wurde ausgelassen gefeiert und die Emotionen aus den Erlebnissen der letzten Wochen geteilt. Die Rallyefahrer sind eine richtig tolle Gemeinschaft über die vielen Kilometer geworden. Spät geht es in die Betten.