Die Nacht auf der Numatoni Campsite haben wir gut verbracht. Die Geräuschkulisse der Nacht war der Hammer: Unglaubliches Tiergebrüll eingerahmt vom sonoren Sägen einiger Frischlinge… Bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang macht sich ein Frischlings-Spähtrupp auf zum Wasserloch, aber leider waren nur einige schläfrige Springböcke zu sehen.
Nach einem guten Frühstück – es gab für die Hartgesottenen noch Rumpsteak-Medium vom Vorabend – packten wir gemütlich unsere sieben Sachen und fuhren zur Campingsite Reception. Auf dem Weg dorthin sprachen uns einige Gäste an, ob wir die waren, die gestern mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Park gerast sind. Naja, möglicherweise hatten wir nicht immer so genau auf die Höchstgeschwindigkeit auf den Schotterpisten geachtet, aber da wir keine Platzreservierung hatten, mussten wir rechtzeitig die Campsite erreichen.
An der Rezeption wurden wir auch von einer Reisegruppe aus Herborn begrüßt, die im Park unterwegs war. Auch im LDK-Kreis kennt man die WW-Kennzeichen😊 Dann fuhren wir aus dem Park raus. Und hatten wieder Asphalt unter den Reifen. Auf der ersten Teilstrecke kam es immer wieder zu Wildwechseln und den Antilopen haben wir natürlich Vorfahrt eingeräumt.
Im weiteren Streckenverlauf begleitete parallel zur Main Road eine einspurige Eisenbahnlinie von Tsumeb nach Onadiva die Straße. Beim Hinweisschild Dr. Moses Aweelo Railway Station, benannt nach einem Politiker der SWAPO, einer ehemals marxistisch orientierten Befreiungsbewegung, die seit der Unabhängigkeit Namibias im Jahre 1990 als größte Partei die Regierung stellt.
Am Bahnhof hatte ungefähr eine Service Level, wie die leerstehenden Ladenlokale am ICE Bahnhof Montabaur. Ok, hier gab es eigentlich außer einem Schild und viel Dornengestrüpp nichts, aber auch gar nichts. Nach ca. 113 km kamen wir in der Industriestadt Tsumeb an und konnten auf dem lokalen Markt einkaufen. Auf dem Hügel sahen wir die großen schwarzen Schornsteine von Dundee Precious Metals, die hier Kupfer veredeln, was der Stadt zu einigem Reichtum verhilft.
Nach dem Einkauf gingen es weiter nach Grothfontain. Dort bogen wir Richtung Norden ab. Von der Einöde der ewig-geraden Asphaltstraße durch die trockene Savanne gelangweilt, bogen wir auf eine Gravel-Road Richtung Abenab ab. Nach einigen Kilometern mussten wir allerdings feststellen, dass dieser Weg uns nicht zum Ziel führt und drehten wieder, um wieder auf die B8 Richtung Rundu zu kommen. Auf dem Weg veränderte sich plötzlich die Vegetation: es wurde grüner, es gab Palmen und wir waren im Murunani Sumpfgebiet angekommen.
An einem Polizei-Checkpoint fragten wir, ob es besondere Tiere zu sehen gibt, aber die Antwort war: Fahrt weiter nach Norden… Auf dem weiteren Weg wurde die Landschaft immer karger und auch die Armut der Menschen dort zeigt sich durch einfache Strohhütten mit einzelnen Esel und Langhornrindern. Hier gab es nichts mehr wirklich Lebenswertes.
Gegen 14:30 erreichten wir bei 36°C das Mbeyo Restcamp von Reinhard und Jenny. Zu Reinhard hatten wir Kontakt über Andreas von Kaokoland e.V. bekommen, dem lokalen Repräsentanten von Fly & Help. Reinhard ist 77, gelernter Sozialpädagoge und war viele Jahre für den deutschen Entwicklungsdienst und der GTZ in verschiedensten Ländern Afrikas tätig.
Er lebt hier in karger Behausung mit seiner Frau und deren Mutter. Seit Januar hat er einen 50m tiefen Brunnen und kann nun anfangen, sein Grundstück mit Garten zu entwickeln. Er führte uns in die lokalen Gegebenheiten ein und fuhr mit uns zum Häuptling, dem Headman von Mbeyo. Hier durften wir unter einem großen Rosenbaum Platznehmen. Mama Headman, die Frau des Headman und andere Frauen des Dorfes brachten uns Plastikstühle auf denen wir Platz nehmen konnten. Als der Headman zu uns kam, mussten wir aufstehen und der Headman nahm auf einem Holzstuhl mit einem eingeschnitzten Elefantenbild Platz und begrüßte uns.
Reinhards Frau übersetzte unsere Worte in die lokale Njemba Sprache. Er bedankte sich für die Finanzierung des Vorschulbaus, dem einzigen Kindergarten in 60km Umkreis. Wir überreichten ihm ehrfürchtig eines unserer Teamshirts, welches er gleich überzog. Dann ging es gemeinsam mit ihm zur Vorschule. Er wechselte vorher aber noch seinen Hut. Die Machtsymbole eines Rosenholzstabes und einer Art goldenen Fischgräte am Hut, waren deutlich. Der Headman wird von der Bevölkerung gewählt und vom König der Mbunza Region ins Amt berufen.
An der Schule wurden wir von sehr vielen Kindern mit traditionellen Tänzen begrüßt. Die emotionale Begrüßung ließen dem ein oder anderen Frischling Tränen in die Augen steigen. Ein Hammerfeeling und ein super-großes DANKESCHÖN an alle Unterstützer, die den Bau ermöglicht haben. Wir werden die Emotionen mit nach Hause bringen. Die Lehrerinnen zeigten uns die Räumlichkeiten, die ein lokaler Künstler farbig gestaltet hatte. Auch die blonde Schlumpfine fand sich im Großformat an einer der Klassenräume.
Danach gab es verschiedene Ansprachen von Headman in Njemba und uns in Englisch. Die Kinder verabschiedeten uns nach einer Weile und wir fuhren die restlichen 45 Kilometer nach Rundu, einem Ort an der angolanischen Grenze. Aufgrund eines Krankheitsfalls im Team entschieden wir uns für die schnelle Genesung Unterkunft in einem Guesthouse zu suchen und konnten das Bavaria Guesthaus nach einigen Metern auf der Sandpiste finden. Zum Abendessen ging es an den Kavango-River und wir konnten bei einem guten Abendessen mit Brei aus den Wurzeln des Mahango-Trees sowie etwas Gemüse und Fleisch den Blick in die Dunkelheit zu den Lichtern auf der angolanische Seite über den Fluss schweifen lassen.
Ein anstrengender Tag mit 444 km Tagesetappe geht zu Ende, aber wir sind überglücklich, dass wir Mbeyo endlich nach 3 Tagen Zeitrückstand erreicht haben und Euch die tolle Vorschule zeigen können.