Tag 15: 12 km nordöstlich von Monze – Mulamba

Nach dem Genuss eines wunderbaren Sonnenaufgangs in der Savanne, sahen wir die Heißwasseröfen schon dampfen und wir konnten bei perfekter Wassertemperatur duschen. Majango hat uns sogar ein kleines Frühstück bereitet mit Malzkafffee. Joy, die kleine Katze gesellte sich ebenfalls zu uns.

Majanga strahlte eine tiefe Gelassen- und Zufriedenheit aus, die wir mit auf die heutige Tagesetappe nahmen. Nach 50 km erreichten wir den Ort Mazabuka: Bordsteine, gepflasterte Bürgersteige und 1A Hauptstraße im Ort. Ganz anders als das Dörfchen davor mit stinkender, vermüllter Kloake am Ortsausgang.

In Mazabuka, gab es auch Ampeln, an den Baustellen regelten die Bauarbeiter mit grünen und roten Flaggen den Verkehr. Gegen 10:15 dann der erste Polizeikontakt: ALLEMOL hatte bei durchgezogener Linie überholt und wurde raus gewunken. Stefan erhielt eine Belehrung und musste 300 Kwacha (ca. 15 USD) zahlen und bekam dafür aber auch ein wunderschönes Schuldeingeständniszertifikat verliehen. Der Fehler lag bei uns und die Strafe war fair.

Gegen 11:00 wurde der WÄLLER hinter Kafue von der Polizei angehalten. Vorwurf: Überholmanöver nicht vor durchgezogener Linie beendet. Prinzipiell nicht falsch, aber wenn der Überholte plötzlich Gas gibt, dauert der Überholvorgang natürlich länger. Lars bekam eine sehr intensive Belehrung: Nach Studien in Sambia liegen 90 % der tödlichen Unfälle an menschlichem Versagen – nur 10 % an mechanischen Fehlern. Er war einsichtig, aber die Strafe müsste er an der nächsten Polizeistation zahlen. Die 3 Beamten stiegen in ihr Fahrzeug und mit Blaulicht-Polizeibegleitung voran, zog die Frischlingskolonne demütig hinterher.

Am Berg wurde die bunte Kolonne aus Frischlingen und Polizei voran von einem Tanklastwagen überholt. Er wurde angehalten und musste sich in die Kolonne mit uns einreihen. In Chilanga angekommen, mussten der LKW-Fahrer und Lars in das Polizeibüro – Schreiner kam als Schutz mit. Die Beamtin ging ins Stillgestanden und erstattete der Kommandantin in militärischer Form Bericht. Diese fragte neugierig, ob Schreiner und Lars Zwillinge seien. Wir antworteten „No, we are brothers, but from different mothers.“

Alle waren nett und höflich. Dann ging es mit der Polizistin und dem LKW-Fahrer ins nächste Büro. Lars erhielt das sambische Verkehrsgesetz und musste den relevanten Paragraphen nebst Bestrafung für einen Verstoß (bis zu 15.000 Kwacha und bis zu 5 Jahre Gefängnis) vorlesen und dann nochmal mündlich zusammenfassen. Die Strafe wurde von der Beamtin auf 4.500 Kwacha (225 USD) festgesetzt. Dann erläuterte Sie, dass diese Strafe am lokalen Gericht beglichen werden muss. Dies sei heute aber nicht mehr möglich und Lars müsse aus dem Grund eine Nacht ins Gefängnis.

Die beiden Altstädter schauten sich fassungslos an und wollten es einfach nicht glauben. Der LKW-Fahrer musste dann ein Schuldanerkenntnis unterschreiben, seine Schuhe ausziehen, damit er nicht wegläuft und wurde von einem weiteren Beamten abgeführt. Jetzt waren die beiden Altstädter etwas weiß im Gesicht geworden.

Dann erklärten wir nochmals unsere Mission, dass wir in Namibia einen Kindergarten gebaut haben, nur im Transit durch Sambia sind und dringend in Ruanda erwartet werden, um den Menschen dort zu helfen. „Your are good people, but what you are doing for Sambia?“, war die Antwort. Nach weiteren Verhandlungen und einer Strafe von 180USD (!) ohne Quittung war Lars wieder frei.

Die Polizisten unterschrieben auf den Motorhauben und es ging gegen 13:00 weiter nach Lusaka, in die Hauptstadt Sambias. Nach 20min Fahrzeit war der ALLEMOL wieder dran und wurde von der Polizei raus gewunken. Er hatte bei gelb (!) die Ampel überquert – erst waren es 15USD auf dem Rücksitz eines Privat-PKWs, als Bruno sagte, dass er Kollege ist gab es noch eine Erhöhung: 20USD ohne Quittung und dann ging es weiter. 5min später war HUI dran: Rechtsabbiegespur missachtet. Hier gab es nur eine kurze Belehrung. Insgesamt haben wir die sambische Polizei heute mit 215 USD bereichert, 3 Stunden Zeit verloren und hatten gehörig die Nase voll , wie man plötzlich der Willkür ausgeliefert ist.

Die erste Strafe war gerechtfertigt – der Rest nach unserem Rechtsverständnis nicht. Wir verließen zügig Lusaka über die T4 Richtung Petauke. Der sambesische Präsident lächelte uns von einem Anti-Fraud-Plakat entgegen. An einer Mautstation durften wir wieder den Road Fund unterstützen. Es gab weitere Checkpoints des Militärs und der Polizei, aber wir durften problemlos passieren. Ab Tageskilometer 280 bestand die Straße mehr aus Schlaglöchern mit Tiefen von bis zu 50cm als aus befahrbarer Strecke. Es war wieder hochkonzentriertes Fahren angesagt. Mehrere umgestürzte LKW, einige liegengebliebene Fahrzeuge und Unfälle gaben Zeugnis von der anspruchsvollen Strecke ab.

Nach einer Stunde grenzwertiger Fahrt durch die Dunkelheit und einer Tagesetappe von 400km erreichten wir gegen 19:15 endlich unsere Bridge Campsite am Luanga River – mit Blick auf Mozambique am gegenüberliegenden Ufer. Leider mal wieder erst mit Ankunft in der Dunkelheit.