Tag 15: 75km ans Meer

Für uns klingelte heute Morgen schon um 6:00 Uhr der Wecker. Feldbetten zusammenklappen, Schlafsäcke einpacken, Kaffeekochen, frühstücken, Morgentoilette bei tollem Wüstenwind erledigen und Tarp abbauen. Wir reduzierten weiter unser Gewicht und ließen den Reifendruck auf 0,7bar ab. Gegen 8:00 Uhr startete der Rallyetross. Gleich zu Beginn gab es eine tolle Tiefsandstrecke: Gas geben, Gas geben und nochmal Gas geben, um nicht einzusanden.  

Die Subarus gingen prima durch. Auf festerem Boden setzen wir zum Überholmanöver an, um uns nach vorne zu arbeiten – 135km/h Spitzengeschwindigkeit durch den festen Sand! Unsere Fahrzeuge leuchten wunderbar frischlingsgrün nach der Sandstrahlfahrt. Dann sammelte sich der Rallyetross wieder. Nach der kurzen Pause ging’s mit großem Abstand durch eine mehrere Kilometer lange Tiefsandstrecke – hoch konzentriertes Fahren im zweiten und dritten Gang, immer wieder Bodenwellen und scharfe Kurven – Gas, Gas, Gas, um sich nicht festzufahren.

Teilweise verloren wir den Anschluss im Wüstenwind, um maximalen Abstand zu erreichen – die Spuren waren sofort verweht und wir konnten nur noch unserem Gefühl vertrauen, bis wir wieder andere Rallyefahrzeuge schemenhaft im Sandwind sahen. Einige Teams gruben sich auch wieder ein und so hieß es schaufeln, Bergsteigerseil befestigen und rausziehen.

Nach ca. 45km erreichten wir eine Teerstraße und die Fahrzeuge mit Kupplungs- und Motorschäden und die Teams, die keine Nerven mehr für die Offroadstrecke hatten, fuhren in Richtung Nouakschott weiter. Die Frischlinge fuhren natürlich weiter Offroad. Nach einigen Kilometern an der vermüllten Atlantikküste entlang kamen wir in den kleinen Ort Nouamghar. Der Rallyetross sammelte sich wieder und sofort kamen Kinder angelaufen und die Fahrzeuge waren umringt.

Wir verteilten Kuscheltiere, Buntstifte und andere Mitbringsel – die leuchtenden Kinderaugen waren herrlich. Unsere Wüstenführer begutachteten die Ebbe-Flut-Situation und entschieden, dass wir die Strandstraße entlangfahren. Nun hieß es wieder Aufstellung nehmen. Zuerst die Mercedes Sprinter und VW-Busse, dann die Front- und Heckantriebler und zuletzt die Allrader, um einigermaßen sicherzustellen, daß jeder über die Sanddüne ans Meer kommt. Mit großem Abstand startete jedes Fahrzeug. Die Spuren im Sand wurden durch die Vorderfahrzeuge immer tiefer, aber mit gutem Anlauf ging es den Sandberg hoch, scharf rechts, dass der Sand über die Autos spritze und dann auf die Strandstraße. Auch hier zeigte sich die richtige Fahrzeugwahl mit unseren Subarus und die gesammelten Fahr-Erfahrungen im Wüstensand. Auf der Strandstrasse ging es zügig ca. 20km weiter, an einigen Fischern und Ihren Holzhütten vorbei,

bis unserer Wüstenführer entschieden, dass Nachtlager aufzuschlagen. Anlauf nehmen, rückwärts in den Wüstensand einparken und hoffen, dass wir weit genug von der Flut weggeparkt hatten. Lars und Pharma liehen sich einen Merdcedes ML, um zu den Fischerhütten zu fahren.  Fürchterlicher Gestank, überall Gräten und tote Fische, aber dann sahen wir in einer dunklen, stinkenden Hütte krabbelnde Langusten. Die können nur frisch sein? Schnell wurden wir uns mit dem Fischer handelseinig,

legten die 4 krabbelnden Langusten (4,5kg!) vor den Beifahrersitz des MLs und fuhren wieder zu unserem Nachtlager. Hier ging es erstmal ins Meer baden, um den Sand aus den Poren waschen und vor allem um etwas zu schwimmen – Bewegung für den Körper.

Bruno’s Freund Baba Bailey von unserer Mitiltärbegleitung zeichnete uns in den Sand eine Karte von Mauretanien und erzählte uns einige Dinge zu seinem Land: 3 Millionen Einwohner, davon leben 1 Million in der Hauptstadt Nouakschott – Rassimus ist weit verbreitet und die herrschende Elite ist hell. Am Strand sammelten wir mit dem Team Red Eagle Treibholz. Schrauber und Schreiner bauten am Strand einen tollen Grill aus unseren Sandblechen, Feuer wurde gemacht und dann die Langusten gegrillt.

Dazu gab es leckeren Reis. Ein absoluter Festschmaus. Unser Lagerfeuer zog weitere Teams an und unser Tarp füllte sich mit ca. 30 Personen. Frisch gezapftes Bier, Westerwälder Kümmel und dazu Sternenhimmel und dass Meer vor unseren Füßen.

Genialer Abend der sich noch bis tief in die Nacht hereinzog. Irgendwann setzte die Flut ein und löschte unsere Feuer. In der Nacht gesellten sich viele Krebse zu uns und die Flut umspülte teilweise unsere Feldbetten, aber keiner wurde weggespült…