Tag 17: Nouakchott

Heute Morgen wurden wir mit Albhornblasmusik von dem mitfahrenden Schweizer Rallyeteam geweckt – definitiv besserer Sound als der Singsang des örtlichen Muezzin. Zum Frühstück gingen wir in das „Restaurant“ des Camping Platzes Oceanicedes. Frisches Baguette, Butter, Erdbeermarmelade und Choco Pain. Danach war erstmal Morgentoilette, Baden im Meer und Herrichten der Ausrüstung angesagt. Unseren kaputten Kühlschrank übergaben wir an unsere mauretanischen Begleiter, um weiteren Ballast abzuwerfen. Saleck, der die Campingplatzübernachtung für den Rallyetross organisiert hat, plauschte mit uns ein wenig bei einer kühlen Coke. Er selbst hat Informatik in Hamburg studiert und arbeitet jetzt in Mauretanien für die deutsche GEZ (vormals GTZ) als Riskmanager. Terrorismusgefahr ist nicht höher als in Deutschland oder Frankreich, aber er hat schon einige Fahrer verloren, da er zu den Privilegierten gehört. Der aktuelle Präsident hat sich mit Hilfe des Militärs 2009 an die Macht geputscht. Seine zweite Amtszeit ist bald zu Ende. Verfassungsgemäß darf er sich für keine weitere Amtsperiode wählen lassen. Saleck grinst uns an: „Seht ihr, wir haben hier mehr Demokratie als ihr in Deutschland!“ Wahrscheinlich wird aber einfach die Verfassung geändert und dann geht auch die dritte Amstszeit. 70% der Bevölkerung sollen angeblich unter 18 Jahren sein – liegt hier die Zukunft? Zum Mittagessen gab es Kuskus, mit Möhren, Kohl und Fisch – sehr nahrhaft. Nach dem Essen organisierten wir uns ein Taxi. Nach einer Stunde Preisverhandlung fuhr uns Assan Kande in seinem 190er Mercedes in das Zentrum von Nouakchott. Zunächst ging es zu einer Wechselstube, um ein paar Euro in neue Ouguiya zu tauschen. Der Wechselkurs und Betrag stimmte, Quittung gibt es aber nur in der alten Ouguiya zum alten Kurs… Die Einführung der neuen Währung ist noch immer nicht in den Köpfen & Maschinen. Die Menschen, die wir trafen, rechnen und schreiben in alter Währung. Wird wohl noch dauern und Achtung: Aufpassen beim Wechselgeld! Dann ging es zum Palais Presidential. Ein gigantisch großes Gelände, doppelte Betonmauer, MG-Schützen – Fotos unerwünscht )-: auch die Botschaften, an denen wir vorbeifuhren – China, Spanien, Frankreich, Deutschland – waren stark geschützt. Als nächste Station fuhren wir den Marche Capital, den großen Markt, an. Wir ließen den Benz abseits stehen – Parksicherungsgebühr: eine Zigarette. Assan ging dann mit uns durch die Gassen des Marktes: staubig, stinkend, Unmengen Müll, Geschrei und immer wieder auch uralte Lautsprecher mit „soundoptimierten“ Werbesprüchen.

Das Produktangebot war überraschend vielfältig, aber wenig Neuware dabei. Assan wurde immer wieder beschimpft, weil er die Weißen hier durchführte. Weiter fuhr uns Assan zum Plage de Peche. Bereits 1km vor dem Fischmarkt schlug uns der Gestank entgegen. Assan parkte den Benz, zeigte uns die Richtung und wir gingen wir auf Erkundungstour. Menschenmassen, bunte Fischerboote überall und der Gestank bestialisch. Korbin, Capitan, Dorate und andere Fischarten waren zu begutachten.

Die Fischer arbeiten sehr hart. Die Boote durch die Brandung zu bekommen fordert viel Kraft und Mut. Mit über 50 Grad stiegen die schweren Holzboote mit ihren bis zu 20 Mann Besatzung an den Brandungswellen hoch. Einlaufende Boote wurden von Schleppgruppen gehalten und nach Anlandung im seichteren Wasser kam sofort ein Trupp starker Jungs und transportierte auf dem Kopf die Kisten mit frischen Fisch durch das Meer an Land. Dort wurden die Kisten auf Handkarren geladen. Die Handkarrenzieher brachten die Fischkisten weiter zu großen Fischhaufen.

Dort wurde sortiert und die kleinen und mittleren Fische auf uralte Pickups geladen. Die großen kamen direkt in die Zerteilerhalle. Menschenmassen überall, für uns totales Chaos, aber irgendwie doch organisiert. Tonnen von Fisch wurden bei barbarischem Gestank hier am Strand umgesetzt. Als wir genug gesehen und gerochen hatten, sind wir mit Assan zurück zum Campingplatz gefahren. Wegen der tollen Tour wurde Assan als Mauren-Frischling ins Team aufgenommen, bekam sein Teamshirt und einen Frischlingsaufkleber aufs Auto.

Nach Gambia wollte er dann aber doch nicht mitfahren. Zum Abendessen gab es die Reste von Mittag. Diesmal gab es sogar afrikanische Livemusik dazu. Leider mußte sich Andy von Team Desert Taxi aus persönlichen Gründen verabschieden: Andy, Du bist ein geiler Typ – wir sehen uns wieder! Als wir zu unseren Autos zurückkamen, waren an 6 Reifen die Ventile aus den Reifen gedreht. Mit dem Kompressor von Nobbi und einem größeren Kompressor unserer mauretanischen Begleiter pumpten wir die Reifen wieder auf.

Schnell war klar, dass es ein anderes Rallyeteam war. Schlechter und äußerst dummer Teeni-Scherz, wenig Fairness und Kameradschaftlichkeit. Hätten wir die platten Reifen erst morgens bemerkt hätten 120 Personen wegen diesen unterbelichteten Deppen am Treffpunkt warten müssen, da Konvoifahrt zur senegalesischen Grenze angesagt war… Wahrscheinlich einfach zu viel Sonnenstrahlung genossen. Nach der Aufpumpaktion ging es bei Zeiten in unsere Feldbetten.