Tag 18- nach 6500 km haben die Frischlinge Senegal erreicht

Tag 18: 283km bis St. Louis. 6:30 Aufstehen – unser letzter Tag in Mauretanien bricht an. Ohne Frühstück geht’s ans Abbauen des Tarp. Bruno hat heute Geburtstag, aber gemäß Teamabsprache wird er bis zum Abend einfach ignoriert – das Gesicht wird über den Tag immer länger…. Kaffeekochen für unterwegs, Fahrzeugcheck und losholpern zur Straße. Auf der Straße fahren wir rechts Richtung Zentrum Nouakchott, um die Fahrzeuge zu tanken. Erste Tankstelle hat leider kein Benzin mehr – weiter zur Nächsten. Hier gibt’s Benzin! Fahrzeuge und Ersatzkanister werden gefüllt, bis wir alle unsere verfügbaren Ouguiya ausgegeben haben. Beim Abrechnen gab es natürlich wieder Probleme. Alte und neue Ouguiya, zwei Zettel, rechnen kann keiner – nach 30min sind wir uns mit dem Tankwart aber handelseinig und können weiterfahren. Im Zentrum von Nouakchott (=nur Schrott) verlieren wir etwas die Orientierung, der bröckelige Asphalt hört auf, Sand und Dreck, die Einheimischen können uns nicht wirklich weiterhelfen.

Also, zurück zum Ausgangspunkt Tankstelle, Kompass einschalten und neu starten. Wir fahren einige Kilometer über holprige Pisten durch eine Art Neubaugebiet – Richtung stimmt und wir finden wieder eine Teerstraße. An einer Gabelung sehen wir die 4 MLs von Desert Taxi und fahren gemeinsam zum Sammelpunkt des Rallyetrosses. Geschafft! Es dauert bis sich alle Fahrzeuge eingefunden haben, aber gegen 10:00 Uhr geht es endlich weiter. Vorbei an Fabriken, Zementmühlen – das Elend dazwischen immer wieder bewegend.

Immer wieder überholen wir einheimische Fahrzeuge: Hauptsache Motor läuft noch – der Rest ist egal. Lebende Ziegen und Schafe sind auf Dachgepäckträgern festgebunden. Ab Tageskilometer 130 wird die Strasse immer schlechter, teilweise 50cm tiefe Schlaglöcher. Rückwärtsgang, Tiefsand am Rand mit Vollgas nutzen und weiter geht es. Andere Teams sanden sich auch immer wieder ein, aber Schaufeln und Rausziehen ist mittlerweile zur Routine geworden. Wir passieren ärmliche Dörfchen mit Namen wie Tgin Tinf. Kinder und Einheimische kommen angelaufen: „Cadeau, cadeau“…Immer wieder geben wir Stifte, Kuscheltiere und andere Mitbringsel raus. Bei Tageskilometer 170 wird die Straße wieder etwas besser.

30km später ändert sich die Landschaft komplett: Wasserlöcher, Schilf, fruchtbarer Boden, abgemagerte Pferde, Rindergruppen – die Wüste, aber auch die holprige Teerstrasse, lassen wir nun hinter uns – sandiger brauner Boden ist angesagt. Einige Kilometer später fahren wir in den Parc National du Diawaling ein. Als Gemeinschaftsprojekt der Islamischen Republik Mauretanien und Deutschland wird mit den Mitteln der KFW versucht, das Biosphärenreservat zu erhalten. Die staubige Piste mit tollen Bodenwellen gibt Fahrspaß pur. Durch Buschwerk hindurch, auf einen steilen Damm seitlich hinauf und wieder runter – keiner der Subarus kippt… Plötzlich sehen wir lokale Fans der Frischlinge: ein Warzenschweinrudel! Vorbei an einer großen Flamingokolonie und Pelikanen erreichen wir gegen 17:00 Uhr die Grenze zum Senegal. Eine alte verbogene Schranke markiert die Grenze. Die Ausreise aus Mauretanien klappt problemlos. Auf einer Brücke überqueren wir einen Fluß in den Senegal und müssen warten. Bettelnde Kinder umringen unsere Autos, werden aber von den großgewachsenen Grenzsoldaten mit Stöcken vertrieben. Händler erwarten uns ebenfalls und begrüßen uns freudig: Welcome to our country! Die Menschen hier sind definitiv freundlicher und lebenslustiger – der Unterschied zwischen einer sehr restriktiven islamischen Republik und offenerer Gesellschaft wird sofort spürbar.

Innerhalb von 2 Stunden sind die Grenzformalitäten erledigt und gegen 19:00 Uhr geht es weiter Richtung St. Louis. Der Rallyetross mit 60 Fahrzeugen zieht sich mit eingeschalteter Warnblinkanlage durch die Dunkelheit. Polizei und Zolleskorte sichern die Umgehungstrasse, bis wir das Areal des Hotels Name Coumba Bang gegen 21:00 Uhr erreichen. Hier gibt es auch noch 3-Bettzimmer – wegen Malariarisiko und 6:00 Uhr Abfahrt übermorgen nach Gambia eine vernünftige Lösung. Nach dem Erschlagen der Kakerlaken beziehen wir die Betten. Es gibt fließendes Wasser und Strom. Ein bewaffneter Militärtrupp zieht auf, um das Gelände weiträumig zu sichern –

Autos werden vom Zoll bewacht und dürfen nicht mehr bewegt werden. Einfuhr von Fahrzeugen älter 5-Jahre ist wegen Unterstützung der lokalen Tata-Auto-Fabrik verboten. Dann wird Bruno erlöst: Wir singen ihm ein Geburtstagsständchen und er bekommt ein dreifach kräftiges Hui Wäller? Allemol! Als Geschenk bekommt er einen alten Kamelknochen, handsigniert vom ganzen Team mit dem Spruch: Einen alten Knochen für den alten Knochen! Dazu gibt’s ein frisch gezapftes kühles Hachenburger Pils aus unserem Beer-Buddy. Bernd verschenkt sogar eine seiner unerlaubt eingepackten Eier-Raviolidosen… Strafe für die verbotene Raviolimitnahme wird noch folgen. Ein Flasche Champus wurde ebenfalls schnell von einem Taxifahrer aus der Stadt geholt. Von der Rallyeorganisation wird kurzerhand eine zuckersüße Buttercremetorte organisiert und übergeben – Aufschrift: Joyeux Anniversaire Rober – sollte wohl Bruno heißen…

Gemeinsam mit den Jungs von Desert Taxi tranken wir einige 630ml Flaschen Local Beer und Champus. Gegen 1:00 Uhr ging es in unsere Gemächer.