Tag 18: Lost in the bush …

Gegen 9:15 sind wir nach einem kurzen Frühstück im Wildlife Camp Richtung Norden gestartet. Als Zielort hatten wir uns das Mano Campsite am Mano Gate des Nord Luangwa Park mit einer Tagesetappe von ca. 270km vorgenommen. Nach verschiedenen Gesprächen im Camp sollte der Weg eigentlich ganz gut machbar sein.

Zur Wasser- und Proviantaufnahme ging es in das Örtchen Kukumbi. Dort bogen wir links auf die D104 und wechselten weiter auf die D105 Richtung Norden. Bei Tageskilometer 58 fuhren wir durch das Gate zum Nsefu Game Reserve. In den kleineren Dörfern kamen immer wieder viele Kinder angerannt und riefen „sweety, sweety“.

Die Strecke war höchst anspruchsvoll für Mensch und Material. Es gab zahlreiche Flussdurchläufe zu durchqueren – die meisten allerdings ausgetrocknet -, unwegsames Gelände, tiefe Sandstrecken – sehr oft mussten wir auch die Untersetzung einlegen, um weiter vorwärts zu kommen. Vielfach war die „Straße“ von Elefanten oder Hippos zertrampelt, andere Teilstücke waren von der letzten Regenzeit zerstört. „Straße“ passt hier ohnehin nicht als Bezeichnung – eher Pfad durch die Wildnis.

An verschiedenen Checkpoints fragten wir immer wieder nach den weiteren Wegverhältnissen, da nur selten die Geschwindigkeit für kurze Passagen auf 40km/h gesteigert werden konnte. Hier gab es meist wenig brauchbare Antworten – die beste Antwort war bei einem Schlagbaum-Posten: „I don’t know – I have never been on the other side.“

Wir durchquerten auch den Luambe National Park. An den Gates waren wir meist erst das 3., 4. und 5. Fahrzeug, was am Tag durchfuhr. Gegenverkehr gab es selten und wenn, dann entstanden spannende Manöver auf dem einspurigen Pfad. Unterwegs sahen wir eine Gruppe German Birds, die uns Joe am Vortag schon gezeigt hatte. Er hatte uns erklärt, dass sie wegen der Farbe der deutschen Flagge so heißen: schwarz-weiß-rot…

Kreuzende Elefanten, Zebras und immer wieder verschiedenste Antilopenarten begleiteten uns auf dem Weg. Gegen 16:00 bogen wir auf die Rd. 105 ab. Nach Tageskilometer 160 passierten wir viele kleine Buschfeuer am Wegesrand – teilweise wurde es ziemlich heiß bei der Vorbeifahrt. Diese werden zur Düngung des Bodens gezielt gelegt: Wenn das alte Gras verbrannt ist, steigt der Nähstoffgehalt im Boden und es können besser neue Pflanzen wachsen.

In den vielen Dörfchen mit Strohhütten, Lehmbauten und Ziegelsteinbehausungen herrschte reges Treiben. Wie die Frauen schwere Lasten wie z. B. 4m lange Baumstämme oder 2 schwere Wassereimer übereinander auf dem Kopf transportieren, wird für uns Europäer immer ein Rätsel bleiben.

Bei Tageskilometer 167 bogen wir links Richtung Ituba Camp ab. Die Dunkelheit brach ein und im Gelände war das Fortkommen noch schwieriger. Die Abstände zwischen den Fahrzeugen verkürzten wir aus Sicherheitsgründen auf absolutes Minimum, damit wir nicht getrennt werden. Bei kurzen Orientierungs-Stopps in den Dörfchen, war unsere Fahrzeugkolonne immer gleich von Menschentrauben eingekreist. Hoffentlich bleibt alles friedlich…

Irgendwie passte nichts mehr zu unseren Karten. Auch die Hilfe von Google Maps brachte uns nicht weiter. Meist wurde unser Standort im Nichts angezeigt oder komische Strecken im Kreis vorgeschlagen. Es wurde immer später und später – wir mussten mehrmals im Gelände auf unserer Pfadsuche im Nichts wenden. Auch unsere Alternativ-Camps wie North Luangwa Campsite oder Mwaleshi Campsite waren nicht mehr erreichbar.

Vor einer Flussdurchfahrt mit unbekannter Wassertiefe drehten wir zum letzten Mal um und fuhren in ein Dorf. Die Bewohner gaben die verschiedensten Angaben zu irgendwelchen Richtungen, die gut für uns wären. Bei den Frischlingen reifte mittlerweile die Erkenntnis: We are lost in the bush!

Dann fanden wir Salomon. Er machte einen seriösen Eindruck und arbeitete im Mwaleshi Campsite. Er erklärte uns, dass unsere Karten veraltetet sind und wichtige Durchfahrten von der letzten Regenzeit zerstört waren. Viele sind auch nicht mehr gewünscht, weil die Nashörner im North Luangwa Park neu angesiedelt wurden und der Bereich vor Wilderern geschützt werden soll.

Er stieg in den WÄLLER ein und konnte uns zumindest zum nächsten Ort Nyngo führen. Hier tauchte dann plötzlich ein weiterer Mwaleshi -Mitarbeiter auf, aber diesmal mit Fahrzeug. Er ließ sich unsere Situation erklären und riet: „Ihr folgt mir und wir versuchen, euch bei den Wildhütern im Scoutcamp unterzubringen.“

Nach einer weiteren Geländefahrt durch die Dunkelheit erreichten wir gegen 20:30 die Siedlung der Wildhüter. Die Bewohner berieten sich ausführlich und der Chief der Siedlung, Frakson Sakara, wies uns einen Platz am Dorfrand zu, wo wir unsere Fahrzeuge aufstellen können zum Schlafen. Viele Kinder und Frauen waren gekommen, um uns beim Zeltaufbau in der Dunkelheit zu beobachten. Auch die Toilette in Form eines Strohhäuschens mit eingegrabenem Loch in der Mitte wurde uns gezeigt.

Beim Fahrzeugcheck nach 195km Geländefahrt stellten wir fest: HUI hatte die Dachreling gebrochen, das Beifahrerfenster vom WÄLLER war nicht mehr bewegungsfähig und die Ersatzradhalterung war eingerissen und die Hecktür von ALLEMOL ließ sich nicht mehr öffnen. Wir entluden den Dachträger von HUI, versetzen mit gemeinsamer Kraftanstrengung den Dachträger und die gebrochene Reling wurde von Schreiner wieder beigedängelt. Das Ersatzrad von WÄLLER wurde demontiert und auf HUIs Dach gebunden und ALLEMOLs Hecktür konnten wir mit dem mechanischen Geschick unseres Chef-Mechanikers nach 1 Stunde ebenfalls wieder öffnen.

Die Benzinkanister entleerten wir in die Fahrzeugtanks, damit wir mit vollen Tanks in den neuen Tag starten können, auch wenn es weit und breit keine Tankstelle gibt. Nach dem Abschluss aller notdürftigen Reparaturen für die Weiterfahrt gingen wir um 23:00 Uhr erschöpft in die Kojen…