Tag 19: Erreichen der Zivilisation

Sonnenaufgang und Kindergemurmel weckten uns bereits um kurz nach 5:00. Die Dorfbewohner gingen an unserer Wagenburg vorbei zum Brunnen, um sich zu waschen. Die neugierigen Blicke auf unsere grüne Flotte konnten wir gut durch die Moskitonetze unserer Dachzelte beobachten.

Die Kinder hatten bereits ihre blauen Schuluniformen an und machte sich um 5:45 auf den Schulweg. Ein beruhigender Frieden lag über dem Dorf Kanushia. Nachdem die Kanister verstaut waren und wir uns ebenfalls am Dorfbrunnen etwas gereinigt und der ein oder andere Frischling die Strohhütte erfolgreich besucht hatte, sprachen wir Frakson Sakara an, ob er uns bis zur nächsten Kreuzung begleiten könnte. Er nahm auf dem Beifahrersitz des WÄLLERs Platz und führte unsere Flotte sicher durch den Busch. Während der 12km langen Fahrt erklärte er uns, dass in Kanushia 8 Officers der Wildhüter leben. Mit ihren Familien zusammen leben hier ca. 30 Personen.

Während ihrer Streifen nehmen sie Wilderer fest und bringen sie ins Gefängnis, wo sie auch intensiv darüber belehrt werden, welche wunderbare Tierwelt sie mit ihrer Wilderei zerstören. Die vergangenen Jahre waren sehr erfolgreich, so dass die Wilderei enorm zurückgegangen ist. Der Wildhüterschutz wird zum großen Teil von der Frankfurt Zoological Society finanziert. An dieser Stelle einen lieben Gruß nach Frankfurt: Frakson Sakara und sein Team leisten eine Top-Arbeit und durch seine Gastfreundschaft haben wir die Nacht im Busch sicher und gut verbracht!

Bei der Fahrt durch die Dörfchen am hellen Tage wurden wir immer wieder von freundlich winkenden Menschen begrüßt. Die Menschen hier mögen uns, weil die Weißen hier sehr viel Engagement in den Bau von Schulen und Brunnen eingebracht haben, sagt Frakson Sakara. Wir fahren auch durch das Dörfchen Kunkhuku in dem er geboren ist. Stolz zeigt er aus der Ferne auf sein Elternhaus, in dem immer noch seine Mutter lebt. Die Menschen leben hier überwiegend von Bauwollanbau, Maisanbau und anderer Landwirtschaft.

Die Felder werden immer wieder von Elefanten zerstört. In der Mangozeit riechen die Elefanten die Früchte und kommen auch gerne in die Dörfer. Allein im letzten Jahr wurden in der Region 4 Häuser zerstört, während die Bewohner im Haus waren, erzählt unser Führer, so dass die Spannungen zwischen Tier und Mensch groß sind. Die Region ist nur von Mai – Dezember außerhalb der Regenzeit erreichbar. Dann heißt es an der Kreuzung zu Chifunda Abschied nehmen.

Frakson Sakara ernannten wir zum Ehrenmitglied unseres Teams und überreichten ihm das grüne T-Shirt. Die Verabschiedung war sehr herzlich – Danke Sir Frakson Sakara! Von da an ging es weiter mit maximal möglicher Geschwindigkeit durch den Busch nach Chifunda. Dort fragten wir mehrmals nach dem Weg Richtung Ituba. Bei Tageskilometer 50 hielten wir an einer Schule an. Als wir den Schulhof betraten kamen ca. 100 Kinder auf uns zugelaufen. In dem Gewimmel konnten wir auch die beiden Lehrer finden. Sie begrüßten uns mit dem sambesischen Handschlag und Samuel erklärte uns den weiteren Weg.

Vorbei an Elefanten und durch Wälder erreichten wir gegen 10:30 die Ponton Fähre am Luangwa River. Ein weißes Ehepaar, geboren in Sambia, empfahl uns eine Übernachtung im Kapisha Campsite ca. 35km westlich von der Great Northern Road. Wenn wir Gas geben, im Hellen erreichbar! An der Fähre bekamen wir einen pinken Tracker für den Northern Luangwa Park, damit die Ranger genau kontrollieren können, wo wir sind und nicht wildern. Auf ausgelegten Holzstöcken zur Befestigung der Fährzufahrt im sumpfigen Uferbereich ging es zunächst für den ALLEMOL auf die sehr vertrauenswürdige Flussfähre.

Abgelegt wurde allerdings erst, als das ca. 6m lange Krokodil passiert hatte. Mit Manneskraft zog der Fährmann uns am Stahlseil über den Luangwa. Auf der anderen Uferseite ging es ebenfalls über ausgelegte Holzstöcke an Land. Die Reifen klatschen dabei munter durch das trübe Flusswasser. Nach ca. 1 Stunde waren alle Fahrzeuge am anderen Ufer und es ging über die roten Lehm- und Schotterpisten durch den gebirgigen Northern Luangwa Park. Die steilen Strecken führten uns bis auf über 1.600 mit grandiosen Ausblicken in die Ferne. An den verschiedenen Gates wurden wir immer wieder auch von Kalaschnikow bewaffneten Streifenposten kontrolliert.

Am Mano-Gate gaben wir unseren Tracker ab und mit maximaler Rallyegeschwindigkeit ging es Richtung Great Northern Road. Gegen 15:30 hatten wir wieder Asphalt unter den Füßen. Nach Wasseraufnahme an ein einem der Shops entlang der Hauptstraße bogen wir links Richtung Kapishya Hot Springs ab. Die Lehmpiste führte uns plötzlich über glasklare Flussläufe, an kultivierten Kaffee- und Obstplantagen und Häusern in englischem Baustil.

Nach 225km Tagesetappe in 9 Stunden Fahrzeit ohne Pause erreichten wir Kapishya Hot Springs Campsite. Nach einem Begrüßungsbier und Zeltaufbau ging es für die roteingefärbte Truppe an die Hot Springs. Eine 40°C heiße Quelle steigt hier aus der Geologie des Untergrundes hoch und speist ein aus Steinen angelegtes Becken, in dem wir den Dreck des Busches und der Lehmpisten einweichen lassen konnten. Unsere geschundenen Knochen nahmen das wohltuende Bad nach über 400km Offroad-Fahrt dankbar an. Nach dem Abendessen und dem ein oder anderen Bier, ging es für alle Frischlinge in die Zelte.