Tag 22: Sitalike – Lake Tanganyika

Nach dem Lagerfeuerabend schliefen wir heute etwas länger und frühstückten erst um 8:00. Die Streckenplanung war etwas schwieriger, da wir keine erreichbare Campsite in unseren Unterlagen hatten. Also gingen wir zu Flora und setzten uns zu ihr an den Tisch. Einer ihrer Mitarbeiter rief ein paar Freunde an. Auf der Hauptstrecke gab es nichts, aber einer seiner Freunde kannte das Jacobson Campsite and Guesthouse am Lake Tanganyika.

Einmal einen Blick auf den Kongo werfen? Warum eigentlich nicht😊 Tagesetappe von knapp 350km sollte machbar sein. Ein rosa Hippo lief am anderen Ufer – Zitat Schrauber dazu: „Wenn die den ganzen Tag in der Brühe liegen, müssen die ja irgendwann rosten…“. Nach dem alles in den Fahrzeugen verstaut war, machten wir noch ein Gruppenbild mit unseren Hippo-Freunden, dann gings wieder auf die Buckel-Piste.

Die Farben in Tansania sind wesentlich intensiver und kontrastreicher: rote Pisten, tiefblauer Himmel, kräftiges und frisches Grün der Vegetation – völlig anders als in Namibia und Sambia. Nach ca. 30km wechselte die Buckel-Piste wieder in eine perfekte Asphaltstraße. Nach 50km kamen wir in die Stadt Mpanda und nahmen wieder Vorräte auf. Gemüse, Obst und ausreichend Malariaprohylaxe.

Die Suche nach einem geeigneten Metzger gestaltete sich spannend, aber mit etwas Geduld und vielem Fragen sahen wir an der Straße einige abgezogene Tiere bei Nguruka Butcher hängen. Schaf war leider aus, Ziege nicht der Geschmack von allen Frischlingen, also Rind (4kg). Der Metzger, ein Bulle von einem Typ, zerteilte einige Stücke mit seiner Machete auf einem abgesägten Holzstumpf. Abgehangen war es nicht und der Fliegenbesatz überschaubar.

Nachdem die Einkäufe erledigt waren, ging es wieder weiter auf Asphalt. In einer Ortschaft hatten wir die 50km/h nicht ganz eingehalten. Ein Polizist stoppte den grünen Konvoi mit grimmigem Blick, aber nach dem wir erklärten, was wir machen und die drei Fahrzeuge am Ende der Reise einer Hilfsorganisation im Norden Tansania schenken, verabschiedete er uns lächelnd mit „God stands with you!“.

Vor dem Örtchen Kubanga gab es wieder einen Police-Checkpoint. Der Kommandant des Postens wollte unbedingt eines unserer Autos fotografieren und wissen, was wir machen. Er erklärte uns auch den weiteren Streckenverlauf: Der Asphalt wird in ca. 20km aufhören und dann gibt es eine Sand-Lehmpiste mit scharfen Kurven. Wir sollen sehr vorsichtig sein. Nach der Unterschrift auf unserer Motorhaube ging es weiter.

Bei Tageskilometer 82 begann wieder Geländefahrt und die zahlreichen kurvigen, teilweise hügeligen Streckenpassagen forderten bei Tempo 80 von unseren Fahrzeugen und Fahrern alles. Es hieß auf der Piste bleiben und nicht ausgetragen werden. Entgegenkommende LKWs fuhren ohne Rücksicht auf Verluste mit hoher Geschwindigkeit einen wahren Verdrängungswettbewerb. Ein Sattelschlepper schaffte es, seinen Containerauflieger in einer Kurve derart aufschaukeln zu lassen, dass HUI nur mit einem guten Ausweichmanöver Schlimmeres verhindern konnte. In einem Dorf hielten wir an und strömten wieder in verschiedene Richtungen aus, um Gas für unseren Kartuschenkocher aus Südafrika zu finden.

In einer Holzbude mit Gasflaschen versuchten wir, mit dem Verkäufer zu sprechen – leider kein Englisch. Aber irgendwie schafften wir uns zu verständigen und er kam mit einem kleinen Aufsatz-Brenner mit Regelventil für die lokal verfügbaren Gasflaschen und einem Gestell zum Aufstellen der Töpfe. Die Preisverhandlung wurde zielorientiert geführt und wir waren stolze Besitzer eine 5kg Gasflasche mit Brenner und Gestell für umgerechnet 20USD.

Weiter gings! Leider hatte die Strecke auch immer wieder längere Waschbrettpassagen – Gift für unsere Dachaufbauten. So kam, was kommen musste: Bei Tageskilometer 170km mussten wir wegen einem Klappergeräusch am WÄLLER stoppen: Beide Dachträgerhalter vorne waren komplett durchgebrochen, einer in der Mitte angebrochen, die Dachreling sah nicht so gut aus… Sofort stützen sich die Mücken auf uns. Nach kurzer Beratschlagung wurde der Mittelträger bei WÄLLER entfernt. Der „gesunde“ Dachträgerhalter aus der Mitte für vorne verwendet. Der angebrochene Halter wurde mit einem „gesunden“ Halter von ALLEMOLs Mittelträger getauscht und der ganze Dachaufbau 13cm nach hinten versetzt.

Nach 45 Minuten ging es mit stark gedrosselter Geschwindigkeit von 30-50km/h weiter bis wir gegen 16:50 wieder Asphalt erreichten. Bei der Fahrt durch die Dörfer winkten und riefen uns immer wieder ganze Schulklassen begeistert zu. Wir kamen ins überlegen, ob das bei uns auch so wäre, wenn 6 Schwarze mit bunten Autos durch die Stadt fahren. Außer dem Pärchen an der Ponton-Fähre hatten wir seit 4 Tagen keine anderen Weißen mehr gesehen. Gegen 19:00 erreichten wir nach diversen Polizei-Checkpoints und abwechselnder Streckenbeschaffenheit unser Tagesziel am Strand des Lake Tanganyika pünktlich zum Sonnenuntergang. Schlafen im Dreiländereck von Kongo, Burundi und Tansania…