Tag 23: Kigoma – Kibondo

Gestern Abend konnten wir die Lichter vom Kongo sehen – mulmiges Gefühl. Am Morgen tanzten Affen durch die Bäume und ein Zebra besuchte unsere Wagenburg. Nach dem Frühstück ging es für unsere 3 Techniker, Schrauber, Schreiner und Schreiber gegen 8:30 mit WÄLLER und ALLEMOL in die Vororte von Kigoma, um einen adäquaten Welding Workshop für die Reparatur der Dachträger zu finden.

Der Weg aus dem Camp forderte die Stärken unserer Fahrzeuge mit Untersetzung im 1. Gang ging es steil durch bergauf über einen unwegsamen Pfad. Die Passage ärmlicher und tief in rotem Lehmstaub eingefärbten Behausungen war nur kurz, bevor wir die größere schlaglochreiche Asphaltstraße erreichten. Nach einer mehrere Kilometer langen Irrfahrt und vielem Nachfragen fanden wir schließlich die Qualitäts-Schlosserei Bandika in einem muslimischen Viertel.

Der Schlossereichef ließ seine Tochter Alima kommen, geschätzt ca. 16 Jahre alt, die einige Worte Englisch sprach. Wir diskutierten die bestmögliche und machbare Konstruktion und der Prototyp mit Verschweißen der gebrochenen Stellen und Querstreben aus Flacheisen von alten Metall-Bettscharnieren fand zufriedene Zustimmung vom Chef und uns. Nachdem der Preis ausgehandelt war, ging es an die Serienproduktion von insgesamt 8 verstärkten Bogenhalten mit beidseitiger 45° Flacheisenaussteifung, die nach und nach von den Fahrzeugen demontiert, geschweißt und wieder montiert wurden.

Immer wieder fiel der Strom aus, so dass die Arbeiten viel Geduld brauchten. Pharma, Bruno und Bernd nutzen die Zeit derweil, um mit HUI die Gegend am Strand des Lake Tanganyika zu erkunden und die Vorräte an Nahrungsmitteln und Getränken aufzufüllen. Gegen 11:00 verabschiedete sich der Chef, zog sich einen frischen Kaftan an und instruierte Alima bei Abschluss der Arbeiten das Geld zu kassieren. Die Schweißer verschweißten ebenfalls die Risse in den Dachrelings an den Fahrzeugen, dängelten den gerissen Ersatzradhalter von WÄLLER in Form und schweißten ebenfalls zur Verstärkung noch Flacheisen an.

Gegen Mittag waren die Arbeiten abgeschlossen und die Fahrzeuge wieder fit für maximale Offroadgeschwindigkeit. Gegen 12:30 konnten wir Kigoma verlassen und am Ortsausgang noch unsere Dieselvorräte an einer Tankstelle mit einem sehr fröhlichen und charmanten Team auffüllen. Hier konnten wir gleich auch noch einige USD in Schilling umtauschen, dann hieß es wieder Speed aufnehmen.

Die Straße wechselte immer wieder von feinstem Asphalt und schroffer Piste. An einer Baustellenumfahrung kam uns ein Bus entgegen. Weil es so steil war kam er nicht hoch, alle Passagiere mussten aussteigen und zu Fuß die Anhöhe erklimme. Leer startete der Bus, hüllte uns in eine tiefschwarze Rußwolke und zog mit heulendem Motor an uns vorbei.

Auf unserem Weg nach Kibondo trafen wir auf insgesamt mehr als 40 UN-Fahrzeuge von UNHCR und der WFP (world food programme). Sie grüßten uns fröhlich, teils auch militärisch – vermutlich war der ein oder andere auch etwas neidisch auf unser frischlingsgrün im Vergleich zum UN-Weiß. An einer Stelle hielten wir und unterhielten uns mit George und seinem Team, um aus erster Hand zu erfahren, warum hier so eine große UNHCR Präsenz vorhanden ist.

Er erklärte uns, dass es hier verschieden Flüchtlingscamps für die zahlreichen Flüchtlinge aus dem Kongo und Burundi gibt. Wir tauschten Telefonnummern aus und er empfahl uns das Swidish Hotel in dem kleinen Städtchen – Campsites gibt es hier nicht. Das UNHCR Team wollte ebenfalls nach Kibondo, so dass wir uns auf dem Weg dorthin immer wieder gegenseitig passierten. Auf dem Weg passierten wir die Grenze zu Burundi mit einem Abstand von ca. 25km. Nach einer Tagesetappe von 236km erreichten wir zum Einbruch der Dunkelheit das Swidish Hotel.

Wir wurden hier sehr freundlich von Joyce empfangen, die Englisch sprach mit starkem britischen Akzent, obwohl sie niemals dort war. Ein sehr guter Platz, sehr preiswert und man bot uns auch noch ein Abendessen an: Chicken war verfügbar. Wir orderten das Essen. Lebende Hühner wurden vorbeigebracht und frisch zubereitet. Dann meldete sich George über WhatsApp und er kam noch dazu, um mit uns das ein oder andere Kilimandjaro Bier zu genießen. Seine Frau Aneth kam ebenfalls noch dazu.

Wir diskutierten viel über die aktuelle Situation im Kongo und Burundi. Der Bürgerkrieg in Burundi ist seit ca. 4 Jahren vorbei, aber die Flüchtlinge kommen immer noch zuhauf, es wird aber versucht sie nach einer gewissen Aufenthaltszeit zurückzuführen. Die Flüchtlinge aus dem Kongo kommen überwiegend in Booten über den Lake Tanganyika– hier gibt es auch verschiedenen Aufnahmestationen entlang der Küste.

Dann wurde das Essen gebracht. Ein Mädchen mit Wasserkanne und Waschschale kam, damit wir uns die Hände für das Essen waschen konnten. Besteck ist hier eher ungewöhnlich. Gemeinsam teilten wir uns das Essen mit George und seiner Frau. Beide arbeiten für internationale Organisationen. Die beiden Kinder sind derzeit bei den Großeltern im Großraum Rusumo an der Grenze zu Ruanda. Wir erzählten viel von unseren Projekten und Rallyes, die beiden von ihrer Arbeit m Bereich der Flüchtlingshilfe und Umweltschutz.

Der Abend wurde etwas länger, aber ein hochspannender Austausch. George bot an uns morgen um 8:00 zum Nduta Refugee Camp zu bringen, damit wir aus der Ferne einen Blick darauf werfen können und ggf. mit einer Sondergenehmigung vielleicht sogar eine Durchfahrterlaubnis erhalten. Nach einer Dusche ging es in die sauberen Betten.