Tag 24: Kibondo – Kigali

Heute Morgen gab es ein richtig tolles Frühstück im Hotel: Süßkartoffeln, Teigtaschen mit einer Art Hackfleisch-Gemüsefüllung, Bohnensoße und Hühnersuppe. Dazu frischen Dick-Saft aus Bananen und Wassermelone.

Gegen 8:00 traf George wie vereinbart ein. Nachdem der WÄLLER sein Ersatzrad wieder montiert hatte, ging es auf zum ca. 20km entfernten Flüchtlingslager Nduta. George gab uns einige Instruktionen zum Verhalten und hatte uns eine Durchfahrt-Permit organisiert. Zum Eingangsgate führte eine breite Teerstraße bester Qualität. Am Gate wurden unsere Fahrzeuge registriert und dann ging es durch das Camp.

Wir hatten tatsächlich etwas anderes erwartet, aber überall gab es kleine Ziegelsteinbehausungen mit ordentlichem Abstand – nur wenige Zeltbauten. Wir fuhren auf bester Straße vorbei an Essensausgaben, Schulen, sanitären Anlagen, Büros, dem Departure Centre für Flüchtlinge zur Zurückführung der Flüchtlinge. In diesem Camp sind ausschließlich Flüchtlinge aus dem Nachbarland Burundi.

Nach der Durchfahrt sprachen wir viel via Funk über das Gesehene. Zu dem, was wir an vielen anderen Stellen in Tansania gesehen haben, wirkte der ganze Komplex sehr gut situiert, wohl strukturiert, sauber und ordentlich – viel besser als die Lebensbedingungen an vielen anderen Stellen in Tansania. George erläuterte uns, dass die Flüchtlinge hier ein wesentlich besseres Leben als in Burundi haben. Eigentlich ist der Bürgerkrieg seit 4 Jahren vorbei und das Land wieder sicher, daher werden alle nach einer gewissen Aufenthaltszeit wieder zurückgeführt. Die Spannung mit der lokalen Bevölkerung ist durchaus groß, aber durch Peaceful Co-operation Meetings wird hier Aufklärung zur Flüchtlingssituation betrieben und auch in das ein oder andere Projekt wie z. B. Computerkursangebote sowie wirtschaftliche Weiterbildungsmöglichkeiten investiert.

Die Flüchtlinge dürfen das Camp nicht verlassen, aber finden trotzdem immer Wege in die benachbarten Dörfer. Die UN zahlt im lokalen Vergleich sehr hohe Löhne. Auch für die Teilnahme von lokalen Behördenvertretern an Besprechungen sind die Sitzungsgelder mit 40-100USD weit über dem Durchschnitt. Wir erzählten über die typische Situation in den deutschen Flüchtlingslagern. Hier gibt es in der Regel keine „Einzelbauten“, sondern eher Gruppen- und Sammelunterkünfte. Viele Nationalitäten wie z.B. Afghanen, Syrer, Menschen aus den Magrebstaaten, unterschiedlichste Sprachen und Religionen treffen aufeinander – die Spannungen in den Unterkünften können durchaus sehr groß sein.

Das Nduta Camp wird vermutlich in 1-2 Jahren geschlossen. Möglicherweise zieht dann das Militär ein. Für die normale lokale Bevölkerung wird es weiter ein weißer Fleck bleiben, da sie den Komplex nicht betreten darf. Auf dem Rückweg lassen wir George am Hotel raus und verabschieden uns von Joyce und den anderen Hotelmitarbeitern. Thank you George for the impressions and the very interesting exchange of thoughts!

Im weiteren Verlauf der Strecke wollten wir unsere Dieselvorräte auffüllen, aber es gab leider an der Tankstelle nicht genug für alle Fahrzeuge. Gegen 12:30 starte ein kräftiger Regen, der uns einige Kilometer begleitete. Die staubigen Pisten verwandelten sich schnell in Schmierseife-Pisten. Auf den Freiflächen neben der Straße bildeten sich schnell große flache Regenwasserseen auf dem lehmig-feinsandigen Boden. Bei Tageskilometer 215 sehen wir eine Art LKW-Parkplatz mit Kompressoren davor. Hier können wir endlich die Schlösser der Fahrzeuge ausblasen, da die Türen durch den Staub der Savanne kaum mehr zu öffnen sind.

Am letzten Grenzübergang konnte der ALLEMOL für die Fahrzeugdurchsuchung schon nicht die Heckklappe öffnen. Dann ging es weiter mit Fullspeed Richtung Grenze. Vielleicht schaffen wir es Kigali heute noch zu erreichen?

Gegen 14:30 und 230 Fahrkilometern erreichen wir die Grenze am Rwanda River. Wir fahren durch das erste Gate und sehen ein Polizeifahrzeug. Wir fragen nach dem Weg zur Immigration und Verzollung. Die Beamten fordern uns auf zu folgen und mit Polizeieskorte geht es über die Brücke des Rwandas. Auf der Brücke wechselt das Polizeifahrzeug plötzlich die Spur auf rechts. Nach über 6.500km Linksverkehr heiß es nun wieder an den Rechtsverkehr gewöhnen.

Am One Boarder Building angekommen – finanziert übrigens von Japan – geht es durch einen Sicherheitsscheck erst zum Ausreisestempel am Tansania Office, dann Passkontrolle Ruanda, dann Zahlschein abholen beim Zollschalter für das Visum, dann zum Zahlschalter Visum bezahlen, dann wieder zum Visaoffice Visum eintragen lassen, dann wieder zum Zoll wegen der Fahrzeuge.

Ein mit Pumpgun bewaffneter Soldat weist uns höflich darauf hin, dass wir hintereinander – nicht neben einander anstehen sollen. Der Schalter war mit Tansania und Ruanda ausgezeichnet, aber dann passierte es: Bei der Kontrolle der Stempel im Carnet stellte Bruno fest, dass Ruanda auf den Platz für den Ausreisestempel Tansanias abgestempelt hat. Was nun? Wir sprachen mit den Beamten, die etwas ratlos waren. Sie hätten keinen Stempel von Tansania. Wir müssten zurück an die Brücke. Nach kurzem Suchen fanden wir einen der Beamten, die uns eskortiert hatten. Er ging mit uns zum Schlagbaum Tansanias und erklärte die Situation. Der Grenzer dort sagte: „Yes I tried to stop these guys, but they were following you!“ Nach weiteren Erklärungen wurde eine Lösung gefunden und wir bekamen den Ausreisstempel auf einem neuen Carnet Blatt.

Dann ging es wieder zum Zoll von Ruanda und die Beamten machten den Einreistempel für HUI, WÄLLER und ALLEMOL an die richtige Stelle. Weiter gings zum Ruanda-Exit-Gate. Hier mussten wir die Fahrzeuge ausräumen und die Beamten mussten lachen als sie das Chaos und den Dreck sahen. Nachdem wir unsere Mission erklärt hatten wurden wir fröhlich weiter gewunken und fuhren gegen 17:00 Ruanda-Zeit (18:00 tansanische Zeit) in das Land der 1000 Hügel ein.

Noch grünere, tolle Straßen kaum Verkehr und fröhlich winkende Menschen, die wohl unsere Ruandaflaggen auf den Fahrzeugen erkannten. Wir durchquerten ein Dorf und Städtchen nach dem anderen – eigentlich war es eine langgezogene Stadt bis Kigali. Die Hauptstraße ist eine Pracht und immer wieder mit Bürgersteigen und wunderbaren Grünstreifen begleitet. Die Häuschen und Fassaden waren auf einem höheren und hübscheren Level als das, was wir bisher in den anderen Ländern gesehen haben. Auf und ab ging es durch die Hügellandschaft Ruandas auf Kigali zu.

Besonders auffällig: viele Blitzer moderner Bauart säumten den Weg – Entwicklungshilfe, die wirklich notwendig ist? Der Verkehr nahm immer weiter zu. Wir passierten einige Verkehrsunfälle trotz der Geschwindigkeitsbeschränkungen außerorts von 80 und innerorts von 40km/h. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde es besonders spannend: Überholmanöver, bis der Gegenverkehr ausweichen musste, unbeleuchtete Fahrräder, Mopeds überall. Straßenlampen säumten den Weg von der Grenze bis Kigali und tauchten den Verkehr in romantisches Licht. Mit elektrischer Energie scheint es wohl keine Probleme zu geben. In der tiefsten Dunkelheit fuhren wir in das Verkehrschaos von Kigali ein – den Straßenkampf an jeder Kreuzung konnten wir für uns entscheiden und erreichten um 20:30 Ruanda Zeit (21:30 Tansania Zeit) nach 13,5 Stunden Reisezeit unser Hotel.

Von der Dachterrasse können wir den Ausblick auf das leuchtende Kigali genießen. Eine Metropole, die sich zumindest beim nächtlichen Ersteindruck, mit vielen europäischen Städten vergleichen lässt. Nach dem Durchfahren der ersten 155km von Ruanda und dem Ersteindruck Kigalis kommen Zweifel bei uns auf, ob die Armut hier in Ruanda wirklich so groß ist…