Tag 27: Butare/RW – Burundi – Biharamulo/TZ

Heute klingelten die Wecker bereits wieder sehr früh und um 6:00 gab es Frühstück. Unser erstes Durchfall-Opfer meldete wieder stabile Konsistenz. Wie gestern wurde das Frühstück in unserer Unterkunft Mater Boni Consilii, betrieben von den Schwestern des lokalen Ordens Hope of Virgin Mary, mit geistlicher Musik begleitet. Beseelt mit vielen Hallelujas starteten wir wieder die Motoren.

Leichter Regen setzte ein, das Thermometer zeigte 19°C. Zunächst fuhren wir einige Kilometer auf der Luxus-Asphaltstraße mit guten Behausungen, vielen Blitzern und Straßenlampen. Nach 24 km bogen wir wieder ab in das komplett andere Ruanda, auf eine buckelige Lehmpiste, die südliche Route zur Grenze nach Tansania. Der Regen hörte wieder auf.

Auf der unwegsamen Piste konnten unsere Landis HUI, WÄLLER und ALLEMOL wieder zeigen, was sie offroad draufhaben. Entlang unseres Weges wechselten die Ziegelsteinbauten wieder zu ärmlichen Lehmhütten und der motorisierte Verkehr reduzierte sich nahezu auf null. Hungern müssen die Menschen hier allerdings nicht. Fast jeder Quadratmeter entlang der Piste wird beackert, ob in Steillagen oder in der flachen Ebene: Erbsen, Bohnen, Süßkartoffeln, Linsen, Jam-Wurzeln, Mais, Ananas dazu Zuckerrohr, Mangobäume, Papayabäume, Tomatenstauden, in den Tälern weite Reisfelder und einiges mehr. Das Klima ist hervorragend für den Anbau geeignet, Wasser gibt es genug und die dunklen Böden sind sehr fruchtbar. Man sieht auch keine Menschen, die nichts tun – fast jeder ist irgendwie am Arbeiten, um die Ernährung sicherzustellen. Maschinen sahen wir nicht – alles Handarbeit. Allein die Bevölkerungsdichte ist mehr als erschreckend und es gibt kaum Freiflächen, die nicht kultiviert sind – Menschen überall.

Dann trafen wir auf die Baustelle für die neue Süd-Route zur Entlastung der Nord-Route über Kigali. Ärmliche Dörfer müssen weichen. An fertiggestellten Asphalt-Abschnitten sind bereits einige sehr dichtbesiedelte neue Dörfer und Städtchen entstanden – voll mit Fahrradfahrern. Auf einer Anhöhe kamen uns zwei schiebende Fahrradfahrer entgegen. Sie waren über und über mit unzähligen Ananas beladen. Frische Ananas vom Feld? Schnell wurden wir uns handelseinig.

Das Gebiet danach ist kaum besiedelt und kaum kultiviert. An einer Kreuzung bogen wir rechts statt links ab. Nach 3km erreichten wir die Grenze zu Burundi und konnten einen Blick in das chaotische Nachbarland werfen. Wir drehten vor dem Schlagbaum und setzten unsere Fahrt weiter fort. Im vorherigen Städtchen sind wir an einem Centre für Emergency Transit Mechanism der UNHCR vorbei gekommen. Die Gebäude wirkten aus der Ferne wesentlich moderner und besser. Auf der Rückfahrt von der Grenze sahen wir neben einem Buschflugplatz auch ein Stahlwerk für hochfeste Stabstähle. Heiße Dämpfe steigen aus dem Dach – eine Beizanlage? Dann passierten wir die ruandische Seenplatte und fuhren zwischen dem Lac Rumira und dem Lac Miravi hindurch. Das sich anschließende Sumpfgebiet dürfte eine hervorragende Bruststätte für Malaria sein.

In den kultivierten Bereichen ziehen sich die Reisfelder bis in die Ferne. Der ein oder andere Bauer stakte im Einbaum zu seinem Reisfeld. Es gab auch immer wieder Jungen mit Netz, die versuchten, Fische in den stärker überfluteten Bereichen zu fangen. Dann trafen wir auf die Gahora Bridge. Elias hatte gestern bei seinen lokalen Kontakten herausgefunden, dass es eine neue Brücke gibt, nachdem die letzte fortgeschwemmt worden war und die Strecke jetzt wieder passierbar sein soll. Gott sei Dank war die Information richtig! Wir erreichten das letzte Stück Nord-Route und auf bester Asphaltstraße näherten wir uns im weiteren Verlauf der Grenze, fuhren durch das erste Gate, machten unseren Spurwechsel von Rechtsverkehr auf Linksverkehr – einfach ein ganz besonderes Erlebnis!

Die Rusumo Falls am Ruanda River ließen wir rechts liegen und fuhren zum One-Boarder-Post-Building auf der anderen Seite. Neuer Rekord: Innerhalb von 15min hatten wir unsere Ausreisestempel in den Pässen und im Carnet von Ruanda und nach einer weiteren Stunde waren auch die Einreiseformalitäten für Tansania erledigt und der Schlagbaum zur Weiterfahrt wurde mit breitem Lächeln und Winken für uns geöffnet. Welcome back in Tansania! Die Straßenverhältnisse wurden etwas schlechter, viele Schlaglöcher, aber eine gute Strecke um Kilometer zu machen. Der Boden wurde sandiger und unfruchtbarer – der Lebensstandard offensichtlich ärmlicher.

An den ersten beiden Tankstellen gab es leider keinen Diesel mehr – einfach aus. LKWs lieferten sich zahlreiche halsbrecherische Überholmanöver – vermutlich haben die Fahrer hier Röntgenaugen, um durch die nächste Kurve oder über die nächste Kuppe zu schauen. Diverse Opfer der suizidalen Fahrweise durften wir am Straßenrand sehen: mehrfach umgestürzte Auflieger, komplett zerstörte Fahrerhäuser – sinnloser Wahnsinn. Zum Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Örtchen Biharamulo. Hier sollte es nach unserem Reiseführer die Boma Campsite geben. An der Stelle stand aber kein Schild am Tor. Dann kam jemand und erklärte uns, dass die Anlage jetzt für ein lokales Regierungsbüro genutzt wird und es die Boma Campsite und Lodge nicht mehr gibt.

Der Mitarbeiter kannte aber ein Hotel im Ort, bei dem wir es probieren sollen. Wir drehten wieder und abseits der Main Road ging es über eine Buckelpiste zum „New Aspen Hotel“. Wir schauten uns mit der jungen Managerin Loyce die Zimmer an: sauber. Es gab auch eine Bar und ein Restaurant.

An der Bar trafen wir Allister, einen älteren Herrn aus UK. Er erzählte uns von seiner Arbeit im Kagera Distrikt sowie im Nachbardistrikt. Bereits 120 Brunnenbohrungen hat er in der Region gemanagt – primär werden erst einmal Schulen versorgt und zentrale Wasserstellen in den Dörfern angelegt. Von unseren Projekten war er ebenfalls begeistert. Bei einem gemeinsamen Bier tranken wir auf ein „Welcome back of UK in EU in the future…“. Definitiv kein Brexiter… Dann mussten wir etwas gegen unsere knurrenden Mägen tun. Hühnchen war verfügbar. Der Wachmann organisierte drei Hühner und wir durften beim fachmännischen Schlachten zusehen.

Nach 1 Stunde gab es Kartoffelsticks mit knusprig angebräunten Hähnchen. Es war aber nur wenig Fleisch dran. Das wenige Fleisch war zudem sehr zäh, aber wir wurden satt. Danach ließen wir mit der Managerin Loyce, dem Koch, der „Barkeeperin“ Rina und dem Wachmann den Abend bei Kilimandjaro Bier ausklingen und durften ein paar Worte Suaheli lernen…