Der Sonnenaufgang am Lake Singida war traumhaft. Frühstück gab es auf der Terrasse des Regency mit Seeblick. Unsere von Übelkeit geplagten Frischlinge hatten wieder ein gutes Gefühl im Magen.
Im Hotel sprachen wir mit Urs, dem Mitarbeiter eine Schweizer Hilfsorganisation. Die Organisation ist seit 5 Jahren im Lande und baut Brunnen in den Dörfern. Wir sahen auch ein Fahrzeug der GIZ. Leider war nur der Fahrer da. Wir konnten auch mit zwei Amerikanern sprechen, die mit Technikern verschiedener Nationalitäten hier Unterkunft gefunden hatten. Es waren Mitarbeiter der Firma Eastern Africa Oil, die an einer Öl-Pipeline von Uganda nach Tansania arbeiten.
Gegen 8:00 brachen wir auf. Die Routenplanung hatten wir bereits am Vorabend festgelegt: Den kürzesten Weg zum Ngorogoro-Krater @ Campsite Simba Nord. An den zwei Tankstellen, die wir passierten, gab es leider keinen Diesel. Nach 10km verließen wir die Asphaltstraße und ab ging’s auf die Off-Road-Piste.
Wir kamen durch viele kleine Dörfer. Die Menschen winkten fröhlich unserer Flotte zu. Nach ca. 65km trafen wir gegen 10:00 Uhr auf den Lake Basotu. Wir hielten uns links und folgten der Piste am Ufer entlang. Rinderherden, Fischer in Einbäumen – Idylle pur. Wir folgten der Piste weitere 5km durch ein Dörfchen bis wir wieder an einem Ausläufer des Sees standen. Unserer Karte nach führte die „Straße“ mitten durch das Wasser.
Zwei Fischer mit Einbäumen kamen vorbei und mit ein wenig Gestik und Mimik deuteten Sie uns die Wasserhöhe an den Autos an – leider jeder mit einer anderen Meinung … Dann kam ein Eselskarren, der sehr weit ins Wasser hineinfuhr, um Wasserfässer zu füllen. Die Räder wurden fast komplett vom Wasser umspült. Wir überlegten noch eine Weile, wie wir uns heran tasten könnten. Der Auspuff würde weit unter der Wasseroberfläche sein – einmal der Motor aus, dann war‘s das.
Die Windenseile sind zu kurz, um ein Fahrzeug aus der Seemitte zu ziehen. Der rückkehrende Eselskarren-Fahrer vermittelte uns schließlich, dass wir dort nicht durchfahren sollten. Aber woher dann? Die mittlerweile zahlreich anwesenden Einheimischen konnten uns bei der Wegfindung auch nicht weiterhelfen – soweit verlässt keiner sein Dorf…
Also probierten wir unser Glück auf einem Pfad, vorbei an Feldern. An einer Lehmziegelmanufaktur, fragten wir noch einmal. Aber auch hier verstand uns keiner oder man wusste es einfach nicht. Ein Moped kam angefahren. Der Fahrer deutete uns per Handzeichen die Richtung nachdem wir ihm den nächsten Ort auf unserer Karte nannten. Wir nahmen den Weg, er wurde enger und enger, führte zwischen Bäumen und Dorngestrüpp und tiefe Erosionsrinnen hindurch.
Nachdem wir einmal wenden mussten, fanden wir schließlich eine breitere Piste. Ein Ladenbesitzer bei der nächsten Häuseransammlung sprach etwas Englisch und zeichnete uns den Weg auf, da unsere Karte schlichtweg nicht passte und auch die Google Maps Unterstützung hier keine Wege anzeigte. Dann ging es wieder mit Vollgas los.
Auf der Offroadstrecke kam Mega-Rallye-Feeling auf und HUI, WÄLLER und ALLEMOL liefen zu Hochform auf. Wir durchqueren den Ort Dongbesch. In einem prächtigen mehrstöckigen Gebäude fanden wir auch eine Bank, um etwas USD in tansanische Schilling zu tauschen. Der Kontrast zwischen schick gekleidetem Bänker im Dreiteiler und den Menschen mit ihren ärmlichen Behausungen im Örtchen davor, könnte krasser nicht sein.
Die örtliche Tankstelle hatte leider gar keinen Kraftstoff mehr. An der nächsten Kreuzung bei Tageskilometer 116 gab es auch wieder LKWs. Wir fragten einen Fahrer nach dem Weg nach Mbulu. Er zeigte uns die Richtung und wieder gab’s Vollgas. Ab Tageskilometer 131 hatten wir wieder etwas Asphalt unter den Rädern, aber dieser wechselte gleich wieder auf Offroad-Piste.
Die Wege führten steil bergauf und wir schraubten uns auf über 2.200 Höhenmeter. Die Bevölkerung hatte sich verändert – die Gesichter und Farben der dicken Kleidung erinnerten eher an die indigene Bevölkerung in den Anden Perus als an Schwarzafrika. Zum ersten Mal sahen wir auf unserer Reise auch viele ältere Menschen. Nach dem Erreichen des höchsten Punktes ging es wieder steil bergab auf kaum befahrbarer Piste.
Durch einen sehr großen Markt in den buntesten Farben mit Kleidern, Schuhen, Sandalen, diversem Hausrat, Lebensmittel und verschiedenen Verpflegungspunkten deutete sich das Städtchen Mbulu an. Wir fragten uns durch nach der nächsten Tankstelle und man wies uns in die Richtung nach Karatu. Am Ortsausgang fanden wir eine Tankstelle. Es stand sogar ein Tanklastwagen davor, der gerade entleert wurde. Miss Diesel of Mbulu erklärte uns, dass es noch 10 Minuten dauern würde, aber dann könnten Kraftstoff bekommen. Da der Schlauch zur Zapfpistole riss, dauerte es dann doch noch etwas länger.
Der Tanklastwagenfahrer wollte genau wissen was wir machen und wollte auch unbedingt unsere Haube signieren. Er meinte, wir sollen ordentlich Gas geben, da das Parkgate um 18:00 schließt. Und das taten wir!!! Mit Mega-Rallyespaß ging es das Gebirge wieder hinauf in 180° Kehren, S-Kurven und wieder herunter. Den Mount Kidero ließen wir links liegen. In Feinst-Sandstreckenabschnitten hüllten wir den wenigen Gegenverkehr in dichte, große Staubwolken. Höchste Konzentration war gefordert, um nicht von der Piste abzukommen, da sie einen bogenförmigen Querschnitt hatte – Fahrfehler wären tödlich.
Dann trafen wir an einer T-Kreuzung auf die Asphaltstrasse nach Ngorogoro und erreichten bereits um 16:45 das Gate zur Ngorogoro Reservation Area. Die Formalitäten waren fast so aufwendig wie beim Grenzübertritt. Ein Riesen-Tumult entstand plötzlich: In den WÄLLER hatte sich einer der vielen Affen durchs Fenster gemogelt und saß auf dem Fahrersitz. Einige Personen waren nötig, bis der Affe das Auto fast ohne Beute wieder verließ – lediglich unsere Zuckerrohrstückchen konnte er sich klauen.
Die „Einreiseformalitäten“ dauerten ca. 30min, dann wurde am Gate nochmal gestempelt und eine Rangerin kontrollierte nochmals die Papiere und Stempel. Dann ging es auf steilem Weg hoch an den Kraterrand. Der sagenhafte Ausblick auf den Krater ist einfach unbeschreiblich – ein Blick für die Götter! Plötzlich meldete HUI nur noch minimale Motorleistung. Selbst im ersten Gang ging der Motor immer wieder von alleine aus. Nach mehrmaligen Versuchen packten wir kurzerhand die Abschleppstange von Autoteile Weller aus (Danke Jungs nochmal für Eure Unterstützung!) und hingen HUI an ALLEMOL.
Die letzten 15km ging es auf der engen Gebirgspiste im Schleppverband zur Simba Campsite A, wo wir um 18:15 aufs Campgelände fuhren. Schnell wurden die Dachzelte aufgebaut, ein Lagerfeuer gemacht und unser 5-Sterne-Koch Pharma bereitete Nudeln in Gorgonzola-Soße zu. Schrauber kümmerte sich unterdessen um den HUI und verpasste ihm einen neuen Kraftstofffilter. Morgen sehen wir, ob das ausreicht… Zum Schlafengehen ist die Temperatur auf 14°C gefallen.