Tag 9: Otjiwarongo

Morgens um 6:00 klingelten die ersten Wecker. Die beiden Dachzelte waren schnell abgebaut und dann gings es zum Frühstück in Schützenhaus. Die Flagge des kaiserlichen Veteranenvereins zeugt von der deutschen Vergangenheit in Namibia. Im Frühstücksraum hatte sich sehr schnell rumgesprochen, was wir machen. Ein japanisches Ehepaar gab uns gleich eine „Donation“ für unsere Projekte. Auf dem Hof verabschiedeten wir uns von Einheimischen, die auf dem Weg von Lüderitz nach Windhoek waren und sich über unsere Rallye in akzentfreiem Deutsch erkundigten. Auch der Besitzer des Schützenhauses Ingo Klitzke, ließ es sich nicht nehmen, uns eine Gute Reise zu wünschen und natürlich auf unserer Motorhaube zu unterschreiben.

Um 8:30 verließen wir Keetmannshoop und fuhren auf die Main Road Richtung Windhoek. Den Besuch der Red Dunes mussten wir aufgrund unseres Zeitrückstands streichen, aber wäre bestimmt toll gewesen. Nach 80km begann eine Baustelle mit 90km Länge. Interessant war immer wieder das Ampelsystem für die einspurige Verkehrsführung: Manuelles Wendeschild von STOP auf GO mit 3 Personen in Sicherheitskleidung auf Posten. Bei einem Posten dauerte der Aufenthalt solange, dass wir ein gemeinsames Gruppenbild machen konnten. Einer Bauarbeiterin konnten wir auch als Dankeschön ein Base-Cap von Bauzentrum Mies übergeben und sie freute sich riesig. DANKE an dieser Stelle nochmals an Bauzentrum Mies für die Unterstützung bei unserer Rallye!

Auf der recht eintönigen Strecke kamen wir auch durch Mariental. Ob hier auch ein Zug nach Hachenburg abfährt? Dann hieß es immer wieder Gas geben, um den Zeitrückstand zu verkürzen. In die Kalahari konnten wir leider auch nicht einfahren, um unser heutiges Tagesziel 176km vor dem Etosha Nationalpark sicher im Hellen zu erreichen.

Gegen 13:30 entschieden wir uns, einen Kaffeestopp an einer Tankstelle in Rehoboth zu machen. Bei Auffahren auf das Geländer fing der Wäller an zu dampfen. Beim Öffnen der Motorhaube kochte uns das Kühlwasser entgegen. Die Temperaturanzeige war leider schon in Südafrika stellenweise ausgefallen. Nach dem Öffnen der Haube konnte Stefan leider nicht genau die Ursache erkennen. Neben der Tankstelle gab es einen Reifenhändler mit Hebebühne und nach kurzer Erklärung durften wir diese nutzen und brachten den Wäller auf die Bühne.

Von unten konnte Stefan das Problem erkennen: Ein Kühlschlauch (Übergangsstück) leckte. Dann ging es von der Bühne auf den Parkplatz und nach dem die Temperatur einigermaßen runtergekühlt war, schraubte Stefan die störenden Teile ab, um zum Schlauch vorzudringen. Schreiner half mit dem Wegbiegen von weiteren Teilen und mit vereinten Kräften konnte der Schlauch gelöst werden: Er war einfach geplatzt. Nach dem Check unserer Ersatzteile mussten wir zur Erkenntnis nehmen, dass wir zwar einige Kühlschläuche dabei hatten, aber nichts Passendes. Pharma fand schließlich Steps, einen Mitarbeiter des Reifenhändlers, der uns zeigen wollte, wo es vielleicht Teile gibt.

Mit Steps ging es im HUI (Stefan als Fahrer – Lars im Kofferraum, da nur noch der Wäller die Rücksitzbank eingebaut hat) auf die Sandpiste zuerst zu Greg’s Motor Parts – hier gab es nur Frostschutz, aber keine Schläuche. Steps brachte uns dann aber noch zu seinem Kumpel Henry. Er hat eine Autowerkstatt, fand in seinem Alt-Teilelager noch einen alten Schlauch und sägte ein Stück ab. Auch Stefan war damit zufrieden.

Dann ging es zurück zur Tankstelle und Schrauber & Schreiner bauten den Schlauch ein. Mit Hilfe einer unsere Holzlatten von den Feldbetten, konnten auch die zurückgebogenen Teile wieder in Position gebracht werden. Nach 2 Stunden war die Notreparatur erfolgreich, Steps wurde zum Ehrenmechaniker unseres Teams ernannt und es ging weiter nach Windhoek.

Da wir wieder wertvolle Zeit verloren hatten, hieß es wieder Gas, Gas, Gas mit sehr spannenden Überholmanövern! Kurz vor Erreichen der Stadtgrenze von Windhoek durften wir an einem Polizei-Checkpoint endlich unsere internationalen Führerscheine vorzeigen – bisher reichte den Beamten der EU-Führerschein aus. Windhoek durchquerten wir über den Western Bypass und bogen danach auf die B1 Richtung Otjiwarongo.

Einige Zeit konnten wir noch mit Höchstgeschwindigkeit auf der zweispurigen Freeway fahren, dann ging die Straße in eine normale Landstraße über. Hier gab es dann auch nette Tiere zu sehen: Affen, Warzenschweine, Erdmännchen und in der Dämmerung mussten wir mehrmals wegen Antilopen-Wildwechseln abbremsen. Als die Dunkelheit einsetze mussten wir die Geschwindigkeit drosseln.

Gegen 19:30 erreichten wir unser Nachtquartier Lions Den – zu Deutsch „Schafplatz des Löwen“. Maritzz, der Hausherr, begrüßte uns auf Deutsch und es gab wunderbares Lamm zum Abendessen. Nach einigen Bieren, ging es dann nach einer Tagesetappe von 720km in die Betten unter wunderbarem Strohdach…