Tag 7: Gentlemen, start the engines?

Um 6:30 rappelten heute Morgen unsere Wecker. Unsere sehr freundliche Hauswirtin servierte für die 6 Rallyefahrer ohne Auto ein deftiges Frühstück mit Spielgeiern, Würstchen und Bacon. Dann begann ein neuer Tag unserer Zoll-Odyssee…

Für Bruno, Lars und Markus G. ging es mit einem Uber-Taxi zur Ziegler Zentrale am Flughafen. Die drei anderen Frischlinge kümmerten sich um die Proviantversorgung per pedes. Nach kurzer Besprechung mit den Verantwortlichen bei Ziegler und etwas Überzeugungsarbeit fuhren wir gemeinsam mit zwei Zollagentinnen in einem gemütlichen Kleinwagen nach Downtown Capetown, um den Zoll aufzusuchen. Ein kurzer Stopp an der Tankstelle, dann ging es weiter. An der ersten Adresse gab es leider kein Custom Office, so stiegen wir wieder ein und fuhren zur nächsten Adresse – dem SARS & Custom Office direkt gegenüber vom Kreuzfahrtterminal. Ein tolles Bürogebäude im Kolonialstil, aber leider auf der anderen Seite des Zaunes…

Nach einigen Irrfahrten durch Baustelle und Einbahnstraße kamen wir schließlich an dem tollen Gebäude an. Hier gab es auch nette Menschen, aber hier war keiner zuständig für uns: Wir sollten zum SARS & Custom Office etwas tiefer in den Hafen hineinfahren, entlang der Eisenbahnstrecke, 6. Stoppschild links rein – zwischenzeitlich war es bereits 10:30. Links fuhren die Portalkräne mit den Containern munter umher, rechts die Eisenbahn.

Nach dem 7. Stoppschild war immer noch kein Bürogebäude zu sehen. Wir drehten und sahen dann das SARS & Custom Zeichen an einer Scannerhalle für die Container-LKWs in 4 Spuren reihten sich die LKWs auf. Aber wie dahin kommen? Wir sahen einen kleinen Weg und probierten unser Glück. Wir fanden dann auch ein kleines Gate. Unsere Zollagentin Anthea sprach dann vor und durfte in das kleine Sicherheitshäuschen eintreten. Sie kam raus und erklärte uns, dass die Carnets tatsächlich hier liegen und gleich eine Dame an den Sicherheitszaun kommt.

Aber aufgrund von formalen Problemen mit den Carnets müssten wir noch eine Penalty überweisen – Überweisung? Selbst bei einer Blitzüberweisung verlieren wir mindestens 2 weitere Tage… Nach 30 Minuten kam dann tatsächlich Nadessi, eine Zollbeamtin, an den Zaun. Wir erklärten ihr durch den engmaschigen Zaun, dass wir eine Human Aid Organisation sind, eine Vorschule an der angolanischen Grenze in Namibia bauen und in Ruanda eine Erweiterung für ein Gesundheitszentrum und wenn wir heute nicht loskommen, dann müssen wir abbrechen. Sie wollte den Bestätigungsbrief für den Schulbau in Namibia sehen (die Dokumente waren in den letzten Tagen mehrfach dem Zoll übergeben worden).

Wir zeigten ihr den Brief auf dem Handy. Sie sprach auch die Kuscheltiere an und wir erklärten, dass dies alles Transitware ist und für die Kinder in Namibia, Sambia, Tansania und Ruanda bestimmt sind. „Oh, all the goods in the car are for transit only? YES! (auch das wurde dem Zoll vielfach vorher erklärt). Die Zollinspektoren im Grindrodlager hatten wohl einen falschen Bericht erstellt, und deswegen hatte das Unheil seinen Lauf genommen.

Nadessi verstand aber unsere Situation und sagte sie kümmert sich drum. Dann hieß es wieder vor dem Zaun warten… Gegen 12:00 kam Sie mit den gestempelten Carnets. Dann ging es für uns wieder zurück zum Ziegler Office. Alle Dokumente mussten mit weiteren Dokumenten noch zur finalen Freigabe zu MAERSK und die finale Lagergebühr muss noch gezahlt werden.

Nachdem wir dort um 13:00 ankamen verging wieder eine Stunde bis wir das GO bekamen. Gegen 14:30 trafen wir zusammen mit den Frischlingen Stefan und Markus W. dann am Lagerplatz von Grindrod an. Bernd hat unterdessen das Gepäck und die ganzen Wertsachen bewacht. Hier mussten wir erstmal den obligatorischen Alkoholtest machen. Nach mehreren Anrufen bei verschiedenen Stellen, durften wir dann endlich das Gelände betreten und gingen zum Bürogebäude.

Hier bekamen wir die Mitteilung: MAERSK South Africa hat noch nicht freigegeben (die Bestätigung aus Deutschland hatte uns NICO von freight2fly bereits via What’s App gesendet, aber zumindest durften wir im Gebäude warten… Dann kam endlich ein Manager von Grindrod, dem wir unsere Misere erklärten. Er organisierte die Autoschlüssel und so konnten Bruno und Stefan in die Lagerhalle, die Fahrzeuge fahrbereit machen und vor das Bürogebäude fahren.

Dann kam wieder der Manager und sagte: You can move! Nach dem gemeinsamen Foto und Unterschrift auf der Motorhaube ging es zum Exit-Gate. Hier mussten alle Fahrer ihren Führerschein vorzeigen und dann ging es nach einem kurzen Tankstopp zurück zum Sanctuary Guesthouse in Milnerton.

Gegen 17:15 konnte die Flotte dann zum Start rollen und Dephany, unsere liebenswürdige Hauswirtin, übernahm die Startflagge und sprach die magischen Worte: Gentlemen, Start the Engines! Mit Vollgas und immer auf der linken Spur führen wir aus Kapstadt heraus in die Nacht hinein.

Eine Unterkunft zu bekommen war schwierig – Markus telefonierte mit der Touristikinfo von Clanwilliam. Die Dame konnte aber nicht weiterhelfen. Dafür half uns die Rezetionistin vom Hotel Rosenhof und gab uns die Nummer von Jamaka Campsite im Cedernberg Wilderness Gebiet. Hier hatte man noch ein Ferienhaus für uns.

Gegen 20:15 bogen wir von der Main Road auf eine Waschbrettpiste ab und nach 25km Geländefahrt durch die dunkle Nacht mit Flussdurchquerung und an steilen Bergabhängen vorbei erreichten wir gegen 21:00 sicher unseren Zielort. Manfred gab uns noch ein paar Würstchen und etwas Brot auf den Weg und brachte uns mit seiner Cross-Motorrad vorausfahrend zum Ferienhaus – mitten in den Bergen im Nichts… Ein langer ereignisreicher Tag geht zu Ende und zumindest konnten wir die ersten 180km erfolgreich hinter uns bringen! An dieser Stelle ein großes DANKE an alle, die die Einfuhr ermöglicht haben und insbesondere an Nico und das Team von freight2fly, die während der letzten 7 Tage Tag und Nacht an unsere Seite gestanden haben und jede Möglichkeit angeschoben haben, die es irgendwie gab. Einfach DANKE Jungs!