20.05.2014 Vom Toten Meer über Bethlehem nach Jordanien – Spenden abliefern!

Heute brauchen wir keinen Wecker. Der neue Tag verwöhnt uns sofort mit Sonnenstrahlen und strahlend blauen Himmel – so wird man gerne auch mal bereits um 7.oo Uhr wach.

Am Camp-Platz gibt es Duschen – man glaubt gar nicht, wie sehr man während der Tour Duschen zu schätzen lernt. Da ist es auch schon fast egal, dass man sich diese mit gefühlten 1111 anderen verschwitzen Männern teilt. Also Wasser marsch und runger mit  dem Staub der letzten Tage!

In aller Ruhe genießen wir unser Frühstück, das aus Unmegen von Kaffee, Brot, Dosenwurst und Nutella (!) besteht und auf mittlerweile arg klapprigen Camping-Stühlen verschlungen wird.

So langsam macht sich etwas Aufregung breit, denn heute ist ein ganz besonderer Tag für unser Team: wir liefern das Spendenpaket für das SOS Kinderdorf in Bethlehem ab. Seit Monaten stehen wir mit dem Kinderdorf in Kontakt, haben Sachspenden und auch Gelder für diese Einrichtung gesammelt. Selbstverständlich stehen auch unsere Projekte für den Kinderschutzbund in Hachenburg sowie für die FLY&HELP-Stiftung ganz weit oben auf unserer Agenda, aber irgendwie ist der Besuch im SOS Kinderdorf in Bethlehem ein ganz besonderes Ereignis.

Zunächst bringen wir unsere Volvos von Toten Meer – also etwa 420 unter dem Meeresspiegel – wieder auf Meeresniveau und später auch noch einige Meter höher bis wir Jerusalem erreichen. Auch wenn uns die Zeit heute fehlt, diese besondere Stadt näher zu besichtigen spüren wir doch ganz deutlich diese Einmaligkeit dieser Metropole. Als geteilte Stadt teilt sie das Schicksal des früheren Berlins und somit auch die große Anzahl an Checkpoints und Militär-Präsenz. Auch das besondere Stadtbild, prägt durch die für uns ungewöhnliche Bekleidung der Juden und die alten Gemäuer faziniert uns auch beim Durchfahren. Nachdem wir einen Checkpoint passiert haben erreichen wir Bethlehem. Da es ja taghell ist, ersparen wir uns die Sonne nach dem Stern von Bethlehem J

Um keine Zeit zu verlieren, fragen wir nach dem Checkpoint einen einheimischen nach dem Weg. Dieser fackelt nicht lange, sondern bieten uns seine Lotsendienste an und bringt uns direkt ins SOS Kinderdorf.

Dort erwartet man uns bereits. Wir werden ab der ersten Sekunde sehr herzlich begrüßt und mit Gebäck und Tee verwöhnt. Der Direktor nimmt sich sehr viel Zeit, uns das System der SOS Kinderdörfer weltweit und das besondere „seines“ Dorfs zu erklären. Wirklich extrem interessant – ich empfehle jedem, sich mal 30 Minuten Zeit für das Thema zu nehmen und die website der SOS Kinderdörfer zu besuchen.

Im Anschluß führt an uns zu zwei Familien und wir erleben hautnah, mit wie viel Liebe hier elternlose Kinder aufwachsen dürfen. Eine Familie besteht immer aus einer Mutter, die sich um etwa 7 Kinder rührend kümmert. Die Mutter trägt die Verantwortung über das Budget des Hauses, die Erziehung der Kinder und das Miteinander.

In der Familien blieben die Kinder bis zu einem Alter von 14 Jahren. Danach leben sie noch 4 weitere Jahre in Häuser mit einigen anderen Jugendlichen. Das SOS Kinderdorf in Bethlehem betreibt des weiteren auch noch eine Schule, die einerseits einen höheren Abschluß (ähnlich wie unser Abitur) ermöglicht und andererseits auch Kindern von „außerhalb“ den Besuch ermöglicht. Neben den Kindern im Dorf sorgt sich die Institution noch um weitere etwa 2000 (!) Kinder in Palästina.

Die Übergabe der mitgebrachten Spenden wir ein riesen Event. Wir haben jede Mende Sachen mitgebracht: Rollstühle und Kindergeh-Hilfe, die uns das Sanitätshaus Wittlich zur Verfügung gestellt hat; Kinderkleidung, dir uns der Kinderschutzbund HAchenburg mit auf den Weg gegeben hat; viele medizinische Artikel, Spielzeug, Fahrräder, Plüschtiere und vieles vieles mehr. Zudem übergeben wir noch zwei Schecks: Euro450,- von der Stadt Hachenburg und Euro3.333,33 aus dem Spendentopf, den wir Hachenburger Frischlinge zusammengetragen haben. Alles in allen hat das Spendenpaket einen Wert, der jenseits der Euro10.000,- liegt.

Die Leitung der Einrichtung ist sehr dankbar – aber die größte Freude sehen wir in den Augen der kids. Ein unbeschreibliches Gefühl kommt in uns auf.

Zum Abschied werden wir noch zum Mittagessen eingeladen. Nicht etwas gemeinsam, sondern jeder Frischling bei einer anderen Familie. Auf diese Art kommen wir dem „System“ der SOS Kinderdörfer noch näher und erleben live, wie die Familien zusammenleben. Einfach toll.

Beim Abschied haben wir einen Klos im Hals und verdrücken heimlich ein paar Tränen.

Aber wir müssen uns vom Acker machen. Die Zeit drängt! Um 16.30 Uhr – also in etwa 2 Stunden – öffnet sich das Zeitfenster an der israelisch-jordanischen Grenze für 2 Stunden, in denen der komplette Rallye-Tross abgefertig werden muss. Wer zu spät kommt, hat Pech gehabt. Vor uns liegen noch etwa 160km – davon 30km durch das Gewühl Jerusalems. Das erfordert mal wieder einen schweren Gasfuß.

Wir treffen rechtzeitig an der Grenze ein uns erwartet ein Spießrutenlauf der Bürokratie. Wir zählen insgesamt 7 Stationen, an denen wir uns Stempel abholen, Gelder zahlen und Dokumente abgeben müssen. Nach knapp 3 Stunden passieren wir den letzten Grenzübergang unserer Reise und sind in Jordanien. Achtung: nicht vergessen, ein Teamfoto an der Grenze zu machen. Hinter der Grenze werden alle Rallye-Teilnehmer gesammelt und mit Polizei-Eskorte zum nächsten Ort geführt. Dort muss (!) jedes Auto betankt werden, denn morgen erwartet uns die gandenlose Wüstenetappe und in der Wüste sieht es schlecht aus mit dem Tankstellennetz.

Es dauert gefühlte Stunden, bis alle Tanks gefüllt sind. Danach setzt sich der Rallye-Konvoi n Bewegung – kein einfaches Unterfangen, so mit mehr als 300 Fahrzeugen im Pulk das Land zu durchqueren. Immer wieder kommt der Tross zum stehen.

Erst gegen 2.oo Uhr erreichen wir hundemüde das Wüsten-Camp. Schade, denn die Organisatoren haben sich mühe gegeben: eine Bühne mit Folklore-Darbietung und Musik stehen bereit. Aber nur wenige Teilnehmer haben noch die Kraft, etwas zu feiern. Aber – zum Beispiel unser Jens – fallen bereits 5 Minuten nach Ankunft in einen Tiefschlaf.

Morgen geht es in die Wüste!! Die Spannung steigt!!

Also „Nacht, John-Boy“ und ab in den Schlafsack, denn morgen müssen wir fit sein.